Jan: Eh Christian, was hälst du von Berlin?
Ich: Hm, ist halt die Hauptstadt - groß und laut!
Jan: Wollen wir zum Ku'damm, am Samstag?
Ich: Kurfürstendamm? Willst du einkaufen? Das kannste doch auch hier in Dresden machen!
Jan: Nee, Neumi kommt auch mit und Franzi will fotografieren!
Ich: Und was machen wir in Berlin? Beim Einkaufen?
Jan: Nee, da ist so ein Rad... Rundstrecken... aber kein Kriterium. Du weist schon!
Ich: Na gut, man gönnt sich ja sonst nix.
Beim späteren Durchstöbern der Ausschreibung verstehe ich dann endlich, das es nicht zum Einkaufen geht...
Im Rahmenprogramm der 59. Tour de Berlin ist noch Platz, die Zeit zwischen Start und Zieleinlauf der letzten Etappe wird gefüllt mit ein paar Rennen. U.a. mit Einem über 62 Runden auf Berlins Hauptverkehrsstraße, dem Ku'damm.
Der Start ist für 11 Uhr angesetzt. Wohl zu früh für den ein oder anderen Berliner, die trotz Startschuss noch verschlafen über die abgesperte Straße wandeln, um sich den knapp 70-Fahrer umfassenden Feld todesmutig in den Weg zu stellen. Hat eben jeder so seine Methode um den Adrenalin-spiegel zu steigern.
Zurück zum Rennen: Vom Start weg ist das Tempo zügig, jeder will so weit vorn wie möglich um die zwei 180°-Kurven schnipsen um nicht jedesmal von Tempo "3" auf "50" beschleunigen zu müssen. Jan zeigt sich ganz vorn und Neumi erklärt mir noch die goldene Grundregel um erfolgreich in die Fluchtgruppen zu kommen: "Du musst vorn einfach weiterfahren, wenn die hinten dann aufhören zu fahren ist die Gruppe weg!" Obwohl ich einige Male mit Vorsprung aus der Kurve komme und wir zu dritt durchwechseln, kommen wir nicht weg. Da wird hinten wohl noch gefahren. Neumi hat recht und wartet in Lauerstellung immer an Position 6 auf seine Chance während sich die nächsten 4 Fahrer auf die Flucht begeben! Neumi schaltet als Erster um und schließt sich
einer weiteren 4-er Gruppe an. Jan und ich gucken hinterher, keiner fährt hinterher. Die zwei 4-er Gruppen vorn rollen zusammen und sind weg. Neumi hat wieder recht und Franzi nimmt uns von jetzt an als "getrennte Ziele" mit der Kamera ins Visier.
Die folgenden Runden vergehen zunächst ohne weitere Attacken, es bleibt Zeit, die in der Straße eingearbeiteten, gut versteckten Bodenwellen in allen erdenklichen Varianten zu überfahren um die persönliche Getränkeaufnahme entsprechend anzupassen. Als die Vorräte der Letzteren zur Neige gehen, verrät ein Blick auf den Tacho, dass es laut Ausschreibung nur noch 3 km bis ins Ziel sind. Kann man sich ja meist drauf verlassen, komisch ist nur, dass bei Start-Ziel noch 15 Runden angezeigt werden. Hä? Alle schauen sich fragend an. Und nun? Fahren wir eben nochmal bissel Radrennen und die Attacken gingen erneut los. Der Spitzengruppe drohte zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr mehr, weswegen auch wir zwei im Hauptfeld übrig gebliebenen uns wieder zeigen durften. Geklappt hat's dann zwar nicht, aber ein schönes Rennen in nicht ganz alltäglicher Kulisse war's. Jan und ich kullern im restlichen Hauptfeld ins Ziel. Neumi erreicht einen tollen 7. Platz.
bis nächste Woche,
Christian