Im Süden Deutschlands hat die sogenannte Waldspeck-Bewegung in den letzten Jahren immer mehr Anhänger gefunden. Teil dieser Bewegung sind Menschen, die gern im Wald in geselliger Runde Speck grillen. Klingt komisch, führt aber in Baden-Württemberg zur Bildung vieler Waldspeck e.V., was noch viel komischer klingt.
Der gastfreundliche Oberlausitzer ist ebenfalls kein Kostverächter. Von Haus aus ein Fuchs, kombiniert er leckeres Essen mit körperlicher Ertüchtigung, um nicht so ausladend zu wirken. Da Speck jedoch etwas für Arme ist, liegt das Hauptaugenmerk auf wahren Delikatessen. Schnell war dem Oberländer klar, dass da nur das edle Gewürz Senf die Bedürfnisse des anspruchsvollen Oberlausitzer Gaumens befriedigen konnte. Und die Rennsenf-Bewegung war geboren.
Am vergangenen Sonntag lud nun die 1. Renn-Senf-Vereinigung Bautzen nach Obergurig zum gemeinsamen Schlemmen. Nach dem Austausch von Rezepten zu Senfcremesuppe oder Senfeiern mit Abernmauke sowie dem illegalen Verkauf von Senf formte diesen Körper-T-Shirts kam es wie es kommen musste: Das friedliche Kochtreffen eskalierte in einem Radrennen.
Unter dem Motto Gib deinen Senf dazu – und zwar alles starteten ca. 70 Senfliebhaber gegen halb drei. Der Verlauf des Rennens kann dabei, wie passend, dem Drehbuch einer nachmittäglichen öffentlich-rechtlichen Kochshow entnommen werden. Zuerst auf kleiner Flamme den Herd vorwärmen. Nach ca. 10 min ordentlich Würzen und scharf anbraten. Schön den Vogel in drei Teile zerteilen und richtig ausnehmen. Nach 1h und zehn Minuten ist alles fertig gebraten.
Doch da wie angesichts des Nachmittagsprogrammes der ARD nach so einer Schilderung Ratlosigkeit herrscht, sei der Anteil der Picardellics am Festmahle etwas genauer erklärt: In der ersten Runde herrscht Ruhe im Topf, bei der zweiten Zieldurchfahrt wird auf Stufe neun gestellt und einige Köche um Stefan und Michi entscheiden sich für den Schnellkochtopf. Die restlichen Köche um den sehr würzig kochenden Martin L., Matze, Sven, Ludwig, der doch wieder herkömmlich kochen wollende Michi sowie der heute auf der Schärfeskala recht weit oben zubereitende Dirk nehmen hingegen ganz klassisch den Edelstahltopf.
Für den Nachtisch zeichnen sich Neumi und Tomas verantwortlich. Stefans Gericht wird von der Jury dann auf Platz sechs gewählt. Sehr volle Note.
Wenn es ums Kochen geht, dürfen aber natürlich, der Emanzipation zum Trotze, die Frauen nicht unerwähnt bleiben. Franzi setzt sich von der Masse der Köche durch ihre aktive Kochweise ab und serviert ihr Senf in Sahnesoße ganz allein. Sandra steht dem nicht lange nach und kann mit Senfplätzchen auf einem zweiten Plätzchen ebenfalls überzeugen.
In der Kochshow der über 50-jährigen kämpft Martin gegen den großen Senfinator KP, und lange Zeit sieht es so aus, als wäre Martins mittelscharfer Senf dem scharfen Senf von Klaus-Peter ebenbürtig. Doch im Abgang liegt dann wieder einmal der Senfinator vorn. Auf ein Neues.
Nach dem literweisen Verschenken von Senfpaste an die Gewinnerköche, hat nun jeder Zeit für seinen eigenen Feierabendsenf.
Mit einem freundlichen Senf – Gott erhalt’s grüßen die satten und zufriedenen Picardellics.