Eine etwas oberflächliche Einschreibung in ein „MTB Bergzeitfahren auf den Mehliskopf“ führte zu meinem ersten echten Renneinsatz. Nachdem ich diesen Schock überwunden hatte und die Strecke auch mal probeweise abfuhr, war ich frohen Mutes am MTB Hill Climb in Bühlertal teilzunehmen. Mit reichlich Schwarzwaldhöhenmetern in den Beinen und dem gewohnt suboptimalen Gewicht auf den Rippen, legte ich die Richtzeit für die Erstürmung des „Hills“ von 760Höhenmeter, verteilt auf 11,5km, auf gut eine Stunde. Ohne die Zeiten der Vorjahre zu prüfen dachte ich zu diesem Zeitpunkt doch wirklich, damit im Mittelfeld landen zu können.
Nach erfolgtem Startschuss gab es wie erwartet kein langes Halten oder Taktieren der ca. 100 Nichtlizenzfahrer und -Fahrerinnen. In die erste 20%Rampe ging es, noch auf Asphalt, mit hoher Geschwindigkeit. Sicher dachten hier die ersten Badener es dem Flachlandsachsen zeigen zu müssen und verabschiedeten sich erfolgreich weit nach vorn. Leider war ich trotzdem noch zu schnell angegangen, so dass das folgende kurze Flachstück nicht recht taugte, um den Laktatwert im Oberschenkel erheblich zu senken. Mit dicken Beinen fuhr ich so ins durchweg steile Mittelstück, jetzt auf trockenem Waldweg. Von hier katapultierte sich die Strecke förmlich aus Rheinebene und Bühlertal den Nordschwarzwald hinauf. Genau in diesem Abschnitt hatte ich mir vorher noch ausgerechnet mit viel Krafteinsatz den reinen MountainBike-Kadenzfanatikern ein paar Sekunden abzunehmen.
Das Gegenteil war der Fall, ich musste kämpfen nicht noch Richtung Besenwagen (an diesem Tag die nach uns startenden Bergläufer) durchgereicht zu werden. So ließt sich auch der Ausblick Richtung Vogesen und Straßburger Münster nicht genießen.
Erst als vor mir ein unverbesserlicher seine Riegelpackung in Profimanier in die Weiten des Schwarzwaldes streute, bedeutete dies meine Initialzündung. Mit reichlich Adrenalin im Blut, fuhr ich zu ihm auf und hatte so einige ermahnende Worte parat. Kaum ausgesprochen war er im Rückspiegel verschwunden und ich konnte noch zu einigen weiteren Fahrern vorfahren. Die letzten 4km waren nun nur noch leicht ansteigend. Auf dem großen Blatt ging plötzlich alles wie von allein und ich flog dem Schlussanstieg entgegen. Hier hatte ich noch zwei Radler im Radar. Zu beiden konnte ich schnell aufschließen. Zu schnell. Am Ende durfte ich das Tempo bedienen, konnte zwar einen der beiden abhängen wurde aber noch vom anderen auf den letzten Metern ausgekontert. Leergeld heißt das wohl im Radfahrer Jargon. Im Ziel standen dann, trotz Platzierung im hinteren Mittelfeld, sehr zufrieden stellende knapp 52Minuten auf dem Chronometer.
Es war mal eine tolle Erfahrung im perfekt organisierten Rennen fast eine Stunde Vollgas zu geben. Und ja, beim nächsten Mal bin ich sicher weniger naiv.