3 Senioren über Les 3 Ballons, seulement
Anfang des Jahres packte mich das Radfieber endlich wieder richtig, so dass die Wahl eines Höhepunktes und Trainingsziels letztendlich auf das Projekt Les 3 Ballons fiel. Neben den grünen Vogesen lockte die Neugier auf frz. Spezialitäten an der Rast und schönes Sommerwetter. Entsprechend der zurückhaltenden letzten Jahre war die Senioren Strecke auch gemäß meinem voranschreitenden Alter genau angemessen.
Die Tour mit 110km und 1850Hm schien ferner ganz gut geeignet für den frühen Zeitraum, wenngleich ein gewisses Projektrisiko den Start begleitete, schließlich war von kurzen steilen Anstiegen gewarnt. Zusammen mit Vater und Fritz, den beiden Veteranen aus der Heimat ließen wir uns im Belfort nieder um dem Start am nächsten Tag im Stade de Luxeuil les Bains entgegenzufiebern. Bei herrlichem Sommerwetter standen dann fast 4000Starter im weiten Rund bereit, um sich auf den Weg über die zwei Distanzen zu begeben.
Einem schnellen Depart über flache 20km folgten die ersten steilen Stiche – als hätten wir bei einem Frühjahrsklassiker gemeldet. Kein Wunder das viele Belgier, Holländer und Luxemburger sich auf kleinen gesperrten Straßen, links und rechts von uns, tummelten. Auf Holterasphalt ging es dann langsam der ersten echten Steigung, dem Col des Chevréres entgegen. Machte mich der Hinweise über den ersten Steigungskilometer noch stutzig (Moyenne 8% - seulement), wusste ich beim nächsten, was noch kommen sollte. Anstiege um die 18% machten aus dem Fahrerfeld für 2 Kilometer ein Lieberhaberfeld – wer sein Vélo liebt, der schiebt. So manch einer fand hier einen „vertretbaren Gang“. Selbst die Musik der Leierkasten-Spieler am Rande der Strecke wollten da den ein- oder anderen nicht zurück in den Sattel hieven. Lag es an Yann Tiersen`s tragischer Amélíe Poulain Melodie?
Nun gut, irgendwie erklomm ich die Steigung trotz Rollsplitt und klassischer Übersetzung ohne dabei meine Look-Platten der nächster Wartung näher zu bringen – und konnte wenig später ein frisches Baguette mit bestem Camembert mein Eigen nennen. Auch die Früchte am Buffet hinter dem Col waren durchaus beispielhaft für andere Veranstaltungen. Mangels Vin Rouge, konnte mich der Käse auf Dauer allerdings nicht von den weiteren Höhenmetern trennen.
So ging es nach der Abfahrt in den gemäßigten Ballon de Servance der sich über schattige Anstiegskilometer sehr angenehm bewältigen ließ. Ein herrlicher Mittelgebirgsanstieg durch dichten Wald, nur unterbrochen von der ein oder anderen schwer atmenden BeNeLux Lunge. In der langen Abfahrt, nun wieder mit Fritz zusammen, bauten wir unser Zeitfenster weiter aus, um für den nächsten Stopp bei frz. Leckerein die nötige Ruhe mitzubringen. Die habitant ließen die Abfahrt eher rollen und konzentrierten sich auf das Festhalten des Lenkers, bei der ein- oder anderen Bodenwelle. Diese Reibungsverluste hatten wir nicht, flogen wir doch förmlich von einer Welle zu nächsten.
Auf die Verpflegung vor dem letzten Anstieg ins Plateau freuend, war ich doch sehr entsetzt, diesen eingeplanten Aufenthalt nicht sofort umsetzen zu können. Statt fromage und d`eau im Tal hieß es also montée mit Max. 16%. Jeder Airbag hätte bei der negativen Beschleunigung zw. Abfahrt und Harnadelkurvenanstieg sofort ausgelöst. Über steiles Terrain und in der prallen Sonne ging es direkt weiter. Trotz Gewichtseinsparung dank leerem Bidon war das nun gar nicht nach meinem Gusto, so dass ich etwas abreißen ließ. Über mehreren Stufen ging es also der um 10km nach hinten verschoben Rast entgegen. 10km über Frühjahrsklassiker Profil und Belag die so gar nicht in meinem Projektplan standen. Erst mit dem Hinweis auf „Ravitaillement 1km“, hob sich meine Laune. Einige köstliche Baguettes später gingen wir mit Fritz auf die letzten Kilometer, überflogen noch einige cyclistes auf dem welligen Plateau und stürzten uns in die letzte Abfahrt dangereux. Auf dem großen Blatt, dem Wind und steilen Anstiegen Tribut zollend, kämpfte ich nun im Heck von Fritz` um mögliche Verwirbelungen zu minimieren. Dies geling mir ganz gut, so dass wir ihn auf den Blechrang 4 seiner Altersklasse brachten. Für mich wurde ein Platz im ersten Drittel aller „Senioren“ Fahrer ins Protokoll aufgenommen und auch mein Vater durchkreuzte genauso gut gelaunt kurz nach uns den Arriveé Bogen.
Nun bin ich bereits auf der Suche nach weiteren Leckereien, wie wäre es mit einem Rennen in der Comté, Champagne oder Bourgogne?