„Oops, I did it again...", singt Britney Spears. Ein tolles Lied. Ganz große Musikgeschichte. Muss man gehört haben. „Oh lass' mich diesen Moment genießen", denkt Herr X (lassen wir das mit den Namen, sicher ist sicher, A.d.R.), „paradisisch, wie good old Britney diesen inhaltsschwangeren Text ja fast schon haucht, Wort für Wort vor sich herträgt....möge dieser Song niemals zu Ende gehen."
Ein lautes „Schaaaatz,...." durchbricht die Idylle, „Willst du nicht an dein Handy gehen??? Ich kann das Lied nicht mehr hören!".
Oh Mann, sie hat Recht, ein Klingelton ist dazu da, ihn zu unterbrechen. Aber was um alles in der Welt sollte denn jetzt so dringend sein, dass es nicht auch noch bis morgen warten kann? Nachts um zehn, da schlafen normale Menschen doch schon. Naja, es nutzt alles nichts, es muss wichtig sein. Also, einmal tief durchgeatmet, auf die grüne Taste gedrückt und ein tiefes Ja in den Hörer gebrummt.
Eine keuchende, angstverzerrte Stimme ist am anderen Ende zu hören. Sie faselt etwas von Interpol, und dass sie uns auf den Schlichen wären, bald würden sie zuschlagen.
Der schöne, geruhsame Abend ist nun für X vorbei. Schweiß rinnt über seine Stirn, seine Hände fangen an zu Zittern, der Kopf schmerzt und dröhnt, sein Herz bleibt fast stehen. Obwohl er Angst hat, obwohl alles sich dreht, weiß er, wie er sein Schicksal und das der anderen noch einmal zum Guten wenden kann.
Schnell schlägt X sein Notizbuch auf, dort sind wichtige Namen aufgeschrieben; er greift zum Hörer und wählt die hinter den Namen verzeichneten Telefonnummern. Es geht nicht jede der gewünschten Personen ans Telefon, doch, nach einer halben Stunde, hat er acht Leute zusammengetrommelt. Alle acht Mann wissen nun, worum es geht. Die Internetpolizei hatte herausgefunden, dass auf der Picardellicsseite seit einem Bericht über eine Wanderung im Oktober nicht mehr viel losgewesen war. Nun standen sie kurz davor, die Picardellics als vermisst zu melden und eine Großfahndung herauszugeben.
Um die damit verbundene öffentliche Aufregung, die immensen Kosten und die zwangsläufige Offenlegung geheimer und geheimster Trainingsstrategien zu verhindern, wird also nun die Picardie wieder entstaubt. Pünktlich am Morgen des 16.Januars sind die tonnenschweren Schneeblöcke beiseitegeräumt und, es wurde kein anderer Platz mehr gefunden, in der Elbe versenkt. (Versierte Zeitungsleser entdecken natürlich sofort den Zusammenhang zum derzeitigen Hochwasser.)
Aber, viel wichtiger, es war wieder Platz für ein paar Picardellics.
Die Meute bricht also auf in Richtung Elbepark. Fast komplett in Vereinsfarben gehüllt erwartet Neumi in Signalorange die Ankunft seiner Kumpanen. Vereint geht es nun in Richtung Meißen. Erste Geschichten werden erzählt. Zum Beispiel wie im Hause Reinfried/Teller die Verwandtschaft ein winterliches Radfahren aus Sicherheitsgründen verhinderte, und deshalb blank gewienerte Ketten am Tannenbaum, als Lametta getarnt, versteckt wurden. Ebenso Ritzel als Weihnachtsstern herhalten mussten. Erst Stück für Stück finden Franzi und Jan ihre Fahrräder wieder, wobei Franzi vom Suchen irgendwann die Nase vollhatte und sich, der Einfachheit halber, gleich ein neues Rad gekauft hat, was sie natürlich prompt am heutigen Tage Probe fahren wollte. Das ist wahres Krisenmanagment.
Und auch Neumi hat einiges zu erzählen, schließlich erlebt man auf der Rolle im Winter ja so Einiges. Als er anfängt, mit vierstelligen Zahlen in der Einheit Kilometer zu jonglieren und ganz nebenbei auch noch die Monate November und Dezember erwähnt, bekommt ein mitgereister Mountainbiker Muffensausen und biegt ganz unauffällig nach rechts weg.
Meißen fliegt vorbei. Da wacht Dima auf, und erzählt von einem preigekrönten Hollywoodfilm, der am Ende des zweiten Weltkrieges spielt (es war ihm zu entlocken, dass er nicht allein im Raum war, als dieser Film im Dezember gespielt wurde ... neben ihm befand sich eine Packung Chips), und in dem einige Szenen auch im beschaulichen Bern stattfinden sollten (also beschaulich, bevor Cancellara dort geboren wurde und seitdem den Asphalt nach und nach abfräst). Jedenfalls, ergänzt Dima, wurde statt in Bern in Meißen (vorm Dom!) gedreht und das ganze dann als Bern verkauft. Ganz unauffällig.
Jedenfalls sollte mit diesem Exkurs angedeutet werden , dass in stiller Weihnachtszeit die Picardellics nicht nur asen oder mit der Rolle den Keller erkundeten, sondern sich auch weiterbildeten in Sachen Film und Fernsehen.
Linkerhand sind mittlerweile die sanften Hügel der sächsischen Toskana erkennbar. Das animiert Christian, ganz in Gedanken an seine Liebe zur Toskana versunken, seinen Schmerzen durch Fernweh noch körperliche Schmerzen durch Laktat hinzuzufügen, um wieder ins physisch-psychische Gleichgewicht zu kommen. Und was eignet sich dazu besser als Gegenwind, den es ja in Richtung Riesa häufiger gibt als Felder und Pferde zusammen. Da Neumi sich nun hinzugesellt, und die beiden Einheit im Windkanal demonstrieren, ist davon auszugehen, dass auch Christian wohl im Winter nicht ganz untätig war. Die zwei Lokomotiven ziehen die sechs Waggons dann jedenfalls noch locker bis Riesa. Dann kommt der Rückenwind, naja, oder das, was von ihm übrig ist. Jedenfalls ist Martin wohl so erleichtert darüber, dass es ein Kinderspiel ist, ihm zu entlocken, dass der winterliche Urlaub auf Rügen nicht ganz erfolglos war. Schließlich konnten Riesenpackungen Lebkuchen zum Spottpreis ergattert werden. Jaja, mit etwas Phantasie ließen sich die Abdrücke der Lebkuchenkrümel an Martins Mund noch erkennen.
Verbleiben noch Fred und Ludwig. Was haben die beiden wohl zu erzählen auf dem Weg von Großenhain nach Radeburg?
Die beiden sind froh, denn sie verbindet ein gemeinsamer Lernprozess seit der letzten Ausfahrt. Fred, damals wagemutig mit Mountainbike und Gedanken an eine 40km-Runde nach Pirna und zurück gwappnet, hat die Notwendigkeiten der aktuellen Stunde erkannt und seinen reinrassigen Renner wieder ausgekramt, dazu noch die Zufriedenheit darüber, dass es diesmal 140 km geworden sind.
Ludwig hingegen, als jüngster Picardellic viel belehrt und wissbergierig, hat, dem Rate des Schulmeisters Maier folgend, Bike24 nach Schutzblechen durchstöbert und ist fündig geworden. Er genießt die traute Dreisamkeit zwischen ihm, seinem vorderen und seinem hinteren Schutzblech, und ist froh, dass nichts quietschte oder schabte am Rad. Auch das kann zufrieden stellen.
Es sei also die freudige Kunde verbreitet, dass die Picardellics ab nun wieder häufiger an der Picardie anzutreffen sind.
Je größer der Kreis, desto schwächer der Wind und desto kürzer die 100km.
In diesem Sinne, auf weiterhin schönes Wetter und zweistellige Plusgrade hoffend
Eure Picardellics