+++ starke Präsentation der Picardellics +++Teamtaktik geht auf +++ 1. Platz in der Mannschaftswertung auf 88 km- und 122 km-Strecke +++ Neumi siegt nach 88 km +++ Jantel zweiter +++ Dirk H. vierter (3. AK)+++ Picco nach langer Alleinfahrt durch die Berge sechster (3. AK) +++ Luma 23.er (5. AK) +++ Matze trotz Sturz dritter der 122 km-Runde (1. AK) +++ Christian siebenter (2. AK) +++ Thomas D. 21.er (6. AK) +++ Dimi 24.er (14. AK) +++ Franzi siegt in der Frauenwertung nach 122 km +++
Männer mit Leidenschaft oder Ein kurzer Blick der alles sagt.
Die Leidenschaft, mit der Männer ihre Hobbys betreiben schweißt sie ja bekanntlich zusammen. Dabei sei es aber eine ihrer größten Schwächen, viel zu wenig darüber sprechen zu können. Reden, Mitteilen, Kommunizieren - alles Mittel die unwichtig werden, wenn Mann sich auf das Wesentliche konzentriert. Das Wesentliche für die Männer vom Picardellics Velo Team am Sonntag war die Besteigung des Podestes am Ende des Dresden Race Days. Das größte und wichtigste Jedermannrennen in der Heimatstadt wurde zum Saisonhöhepunkt erkoren.
Reden, Mitteilen, Kommunizieren - nein Radsport oder besser noch die großen Momente im Radsport funktionieren anders. Ohne Worte. Denn Worte würden einfach diesen Moment zerreden. Diesen Moment, Frank, 1,5 km vor dem Ziel, als sich unsere Blicke treffen, ich in Deine glänzenden Augen schaue und alles klar ist. Ja, wir schaffen es. Da vorne ist der Zielstrich, näher als die Verfolger da hinter uns.
War es doch eben noch andersrum. Am Hügel in Pillnitz, Frank, als Du fast unseren Ausreißversuch abbrechen wolltest. Nein, Neumi, 30 Meter sind noch nicht eingeholt. Nein, 30 Meter sind noch Grund genug weiter zu fahren. Die Männer dahinten, von denen wir uns genau 20 km vor dem Strich gelöst haben, haben nicht die innere, wortlose Verbindung wie wir Zwei.
Komm, Neumi, häng Dich rein, das Ding bringen wir nach Hause. Der riesenhafte Dirk wird sie schon zweifeln lassen. Sollen sie jetzt Kraft verschwenden, um zu uns auf zu schließen, um danach den Angriff dieses hühnenhaften Rolleurs spüren zu müssen. Nein, Frank, dafür warst du nicht extra nochmal auf Mallorca, um hier an diesem kleinen Pisshügel unsere Flucht zu beenden. Nein, dafür hat nicht Picco jeden der bis hierher gefahrenen Berge im Alleingang bewältigt und sich fehlleiten lassen, damit wir ausgeruht auf diese letzten 20 km gehen und das Ding nach Hause bringen können. Komm, Neumi, lass mich auch mal in den Windschatten....
Es ist schon interessant, was einem in solchen Momenten alles durch den Kopf geht, was man für Wahrnehmungen hat, was man spürt. Die ganze Stadt ist gesperrt. Nur damit wir zwei hier Radfahren dürfen. Die Leute stehen im Stau und fluchen und schimpfen. Sie kommen nicht zu ihren Zielen. Durch diesen Stillstand rollen 5 Polizeimotorräder, zwei Phetons und dann kommen zwei blauweise Radfahrer. Die Leute schauen auf und vergessen kurz ihren Frust. "Da kommen die beiden Führenden", raunen Männer ihren Frauen zu. Gedanken schießen durch den Kopf: So viel Wind ist hier sonst nie. Man sind wir langsam. Letzte Woche mit Christian waren wir deutlich schneller. Neumi, Schau dich doch nicht ständig um. Da vorne ist das Ziel.
Und so rollen die beiden Männer vom Picardellics Velo Team Dresden in ihrer Heimatstadt, vor der Semperoper, bei wunderbaren Sommerwetter wortlos über die Ziellinie. Wenig später folgen Dirk H. auf Platz vier und Uwe H., der in den Bergen der Sächsischen Schweiz zwischenzeitlich 1:40 min Vorsprung hatte, auf Platz 6. Lutz vervollständigt die Teamwertung auf Platz 23. Das Zielgericht zählt 182 Rennfahrer auf der 88 km Strecke.
Für die Männer der großen Runde müssen heute die klaren Fakten ausreichen. Matze stürzt zweimal, fährt aber immer wieder zu Christian vor, der die Spitze ständig in Schach hält. Martin und Dirk V. kommen ebenfalls auf regennasser Straße zu Fall. Martin kann weiterfahren Dirk nicht. Da die Picardellics bei so einem wichtigen Rennen auf der 120 km Strecke nicht nur zu viert starten. Sichern Thomas D. und Dima den Sieg der Teamwertung mustergültig ab. Dima bringt dabei sein russisches Rennmaterial sicher ins Ziel, danach zerfällt es in seine Einzelteile. Alles Gute zum Geburtstag Dima.
Für Spannung sorgt der Zieleinlauf der 120 km-Runde am Ende doch. Kommt es im Finale einmal zum Duell zwischen Corratec, Univega und Picardellics. Univega verpasst das Podium - Platz 4 und 6. Corratec sichert sich den Sieg und Platz 5. Christian als bester Sprintanfahrer für Matze auf Platz 8 und Matze selbst darf am Ende mit etwas weniger Haut den dritten Platz auf dem Podium einnehmen.
War es also ein recht erfolgreicher Sonntag für die Männer der Picardellics geworden. Nur ich hatte da noch ein Problem. Zweiter Platz bei einem großen Jedermannrennen über fast 90 km. Ha - wenn Mann da nicht zu Hause bekocht wird. Weit gefehlt. Die, die da kochen soll gewinnt doch einfach mal die 120 km Runde und will auch bekocht werden. Zum zweiten Mal besteigt Franzi das mittlere Podest beim Dresden Race Day. Und wie der Abend bei uns ablief wird hier nicht verraten.
Dafür hatte aber der Gründer und Vereinschef Uwe L. zu Hause viel zu erzählen. Startete dieser nach vielen Jahren auch mal wieder bei einem Radrennen mit richtigem Rennfeeling und wurde erfolgreich 17. auf der 44 km Runde.
Frank, Neumi, weißer Adler von Kaditz! Es war mir eine Ehre...
Gastkommentar: Rudi
Herzlichen Glückwunsch den blau-weißen SiegerInnen im "härtesten Jedermannrennens Deutrschlands" (so jedenfalls ein Forumsbeitrag vor Jahren, als die Strecke noch leicht kupiert über die Bobbahn führte). Auch jetzt ist das Rennen noch hart, hart durch die tapferen Picardellics ind Picardinnen, so dass offensichtlich mancher starke Fahrer den Start scheut, um frustrierende Enttäuschungen zu vermeiden. Denn wer kann dieser gewaltigen Mannschaftsleistung schon wiederstehen? Die wenigsten kommen weit genug um die Mannschaft in Aktion zu sehen, diejenigen die sehen können, können dann kaum mehr arktikulieren und wer doch noch mit ins Ziel kommt ist atemlos dankbar oder aber verdammt stark. Zu gern wäre ich auch mit Euch geradelt, doch leider leider wiegt zum einen das neue Rad ein selbst mit Motor 1453,7 Gramm zu wenig, um UCI konform mitfahren zu dürfen und zum zweiten lies der freitägliche Streckentest erahnen, dass eine Zeit von 2 Stunden 25 min nicht ausreichen wird, um an der einsamen Spitze mitzuspielen. Eventuell, mit dubiosem Jonglieren von Brutto- und Nettozeiten und ohne die Windelpause beim Kurzen und dem Ausflug der Kurzen in die früchtereichen Kronen der Kirschbäume entlang der alten Napoleonstraße, ohne den Platten am Hänger und dann aber auch ohne peitschendes Gebrüll hinauf zur Hücksteinschänke wären vielleicht 2 Stunden 24 Minuten drin gewesen. Das wäre jedoch immer noch Welten hinter den beiden Spitzenreitern gewesen. Und wie sie fuhren. Sie glitten schnell wie Haie durch die Menschenmassen entlang des Terassenufers. Blumengirlanden, Schlüpferregen, Stofftiere ... nichts konnte sie aufhalten. Das rechte und linke Bein des Führenden pedalierte in faszinierender synchroner Frequenz und dann kurz vor der Augustusbrücke der entscheidente Wechsel. Der ältere Herr mit der Sitzposition eines Mitzwanzigers übernimmt ohne zu zögern die Führung, geht aus dem Sattel und zieht jubelnd über die Ziellinie, hinter der er entgültig unter dem Hagel der Wurfgeschosse und den Küssen der frenetisch feiernden sächsischen Damenwelt zu Boden geht. Kein Wunder also, dass Dirk, als er wenige Sekunden später den letzten Podestplatz für die Picardellics sichern möchte, stutzt, zögert und aufgrund seiner ausgeprägten Menschenfreundlichkeit die ultimative Chance knapp verfehlt. Sein Mitfahrer stürzt sich todesmutig (oder leichtsinnig?) mitsamt Rad in die feiernden Menschenmassen und wird somit Dritter beim härtesten Jedermannrennen Deutschlands. Während Dresden feiert stockt plötzlich die Luft, was sich wie ein einsetzender Orkan anfüllt sind die Krämpfe Piccos, die ich auf die Umgebung übertragen. Erste Risse an der historischen Bausubstanz Dresdens zeigen sich, doch glücklicherweise ist das Ziel nahe. Was ausssieht wie ein Lächeln des Siebenten ist das Endstadium eines Ganzkörperkrampfes. Doch auch hier zeigt sich wieder die überragende Kraft und Ausdauer der Picardellics. So zäh wie sich Picco allein 50 Kilometer vorm Feld, allein im Wind, allein ohne Mannschaft quälte, so tapfer überwindet er schweigend und ohne zu klagen die letzten Meter und lässt seine erschöpften und dafür krampffreien Mitfahrer hinter weit sich. Auf die Recken der längeren Runde konnten wir leider nicht mehr warten, schon die 15 Minuten, die die Mittelstreckler über dem Zeitplan lagen waren nur mit zahllosen Kugel Eis, Litern an Cola und Tonnen von Gummibärchen bei unseren Kurzen durchzudrücken. Jede weiter Minute hätte eine stationäre Einlieferung zur Behandlung des Zuckerschocks bedeutet. In Gedanken waren wir jedoch auch bei Euch und bewundern die Platzierungen der Helden über 120 wellige Kilometer. Nochmals Herzlichen Glückwunsch allen Picardellics! Gute Genesung den Gestürzten! Und ganz besonderen Respekt für jantel, der seit Jahren das Treppchen des Racedays besucht und dabei mehrfach selbstlos und mannschaftsdienlich zurückgesteckt hat! Völlig sprachlos und mit Tränen der Begeisterung in den Augen Rudi |