Die professionalisierte Jedermannszene ist so stark in Bewegung, wie es noch in keiner Saison der Fall war. Durch die immer stärkere Nutzung des Internets verbreiten sich in atemberaubender Geschwindigkeit Nachrichten und Informationen in einer Form, die es so früher nicht gegeben hat. Dabei entdecken wir auch immer wieder neue Trends. Beispielsweise „Das gefakte Interview". Eine neue Form der Berichterstattung, die wir gerne testen wollen. Wir schicken deshalb unseren Reporter Kuno los, um ebenfalls solche Interviews in der Szene zu führen.
Am Rande eines 100 km Mannschaftzeitfahrens im Rossauer Wald, an dem die Picardellics Christian, Neumi und Jan unterstützt von Andre (Team Tretmühle) teilnehmen, entdeckt Kuno im Gebüsch versteckt und grün getarnt den Versicherungsvertreter und Teamchef eines weltweit agierenden thüringischen Radteams, wie er wohl auf der Suche nach neuen Radsporttalenten für seinen Rennstall das Geschehen beobachtet. Kuno ergreift die Gelegenheit und sein Mikrofon und spricht Herrn Neff an.
Kuno: Herr Dkv, was sagen Sie zu dem erst kürzlich auf www.jedermannbikeszene.de erschienenen Interview mit Nino Ackermann vom Team Corratec. Einschlägige Internetforen behaupten, es habe der Teamchef Glowacki selbst verfasst und nicht sein Fahrer.
Dkv: Ach wissen Sie, so ein Fahrer - der hat zu fahren und nicht zu reden. Da gehe ich mit Herrn Glowacki konform und würde auch die Pressearbeit von meinen Athleten fern halten. Ziel des Berichtes war ja auch vor allem das Team vorzustellen und wer da den Text verfasst ist ja am Ende zweitrangig. Und die Kritik aus Radsportforen, die sie da ansprechen, hat man schon lange aus dem Tourforum löschen lassen.
Kuno: In diesen Foren taucht immer wieder der Begriff professionalisierte Jedermannteams auf. Sie und Herr Glowacki gelten als einflussreiche Teammogule, die diese Szene mit solchen Teams beeinflussen wollen. Wie ist da Ihre Vorgehensweise?
Dkv: Für welchen Sender sind Sie eigentlich unterwegs?
Kuno: Picardellics Radsportnews International.
Dkv: Ah ja. Picardellics. Da: die starten gerade! Starke Jungs. Sehen Sie, Radsport ist nun einmal ein Teamsport, ganz wie die Jungs es gerade vormachen. Wenn alle Fahrer auf nahezu ähnlichem Leistungsniveau fahren, gewinnt einfach der mit dem besten Team. Somit wird der einzelne Fahrer also immer geringere Chancen haben, wenn ein großes Team mit am Start eines Jedermannrennens ist. Genau dies haben die Fahrer der Picardellics ja schon früh erkannt und sich zusammen getan. Schauen Sie nur, da kommen sie wieder. Harmonisch die Führungswechsel dieses Teams. Selten habe ich ein Mannschaftzeitfahren gesehen, wo die Fahrer wie ein Mann eine Einheit bilden und förmlich über den Asphalt fliegen. Man sind die schnell...
Kuno: Oh ja, Sie haben Recht. Die sind schnell. Aber zu Ihrem Konzept.
Dkv: Ich finde, es ist Zeit dem arg gebeutelten Radsport auch mal etwas zurückzugeben. Doch wie kann ich das machen? Das habe ich mich ständig gefragt. Da fand ich an einem Montagvormittag in meinem Büro die Möglichkeit. Ich sitze mit noch nassen Haaren nach einer dreistündigen Trainingsausfahrt am Schreibtisch und arbeite das Versicherungspaket der Fam. Kühmel aus C. bei Sachsen durch und entdecke im Kleingedruckten des Rentenvertrages eine Klausel, die die Auszahlung der Rente beschleunigen würde, wenn sein Sohn im Zeichen der großen drei Buchstaben siegreich ist. Und schon hatte ich den ersten Fahrer fürs Team und obendrein gleich noch einen Trainer, der mit großem Elan an seiner Rente arbeitet. Dieses Versicherungsmodel wendete ich dann ebenfalls in ganz Thüringen an. So entstand das nach mir benannte Team DKV Neff.
Kuno: Herr Dkv, wollen Sie heute etwa der Familie Neumann einen solchen Rentenvertrag verkaufen?
Dkv: Neumann? Ah der Picardellics. Da kommen sie wieder vorbei. Man sind die schnell. Nach sieben 5-km-Runden liegen die Jungs schon 3 min vorn. Hoffentlich können die das bis zum Schluss durchstehen. Neumann, ja für mein Mastersteam. Ich versuche ihn schon seit Jahren ins Team zu holen, aber der Kerl ist loyal und hat auch noch Spaß bei den Pics.
Kuno: Wussten Sie das Wolfram Lindner hier im Rossauer Wald immer seine Vorbereitungen für die DDR Meisterschaften auf diesem Rundkurs gemacht hat.
Dkv: DDR Meister? Wir, das DKV Team, hatten im letzen Jahr einen wirklichen DDR Meister fast ins Team als Berater gewinnen können. Aber der Lötzsch war schon komplett überversichtert.
Da. Was ist das ? Haben Sie das gesehen? Die Pics sind nur noch zu dritt. Und noch nicht mal die Hälfte gefahren. Na das wird hart. Vier Minuten Vorsprung. Ob sie das halten können? Wissen Sie Kuno, was mir an den Jungs gefällt? Da kann man sich wirklich drauf verlassen, wenn ich Montagmittags nach meiner vierstündigen Trainingsrunde mit nassen Haaren im Büro sitze, da steht wieder ein Rennbericht auf den ihrer Seite und nicht nur eine Ankündigung wie es auf anderen Seiten zu finden ist, die dann nicht eingehalten wird. Da, der Typ, der gerade versucht wieder den Anschluss zu bekommen, würde mich nicht wundern, wenn der die riesige Kamera mit unterm Trikot stecken hat und alles mitschreibt.
Kuno: Ich habe gerade von der Zeitnahme gehört, dass sie jetzt Runde für Runde Zeit verlieren.
Dkv: Ja, aber schauen Sie doch mal in die stählernen Augen von diesem Neumann. Da ist doch keinerlei Erschöpfung zu erkennen. Seine Frau bekommt einen Auslandkrankenversicherung von mir.
Kuno: Haben Sie bemerkt, das hinten seit nun schon 5 Runden drei Teams zusammen fahren und mächtig Kräfte sparen?
Dkv: Nein, das ist hier doch kein Triathlon, wo es zwei Minuten Zeitstrafe für Windschattenfahren gibt. Drei Runden noch. Noch 40 Sek., das schaffen die schon. Kommen Sie, wir gehen vor zum Ziel. Sagen Sie mal Kuno, der Fahrer im roten Trikot, wer ist das denn? der hat ja auch mächtig Druck, würde gut in mein Masterteam passen?
Kuno: Das ist Andre, vom Tretmühlenradteam, der die drei Pics fürs Zeitfahren unterstützt. Die anderen 134 Picardellics bereiten sich auf das nächste Woche stadtfindende Alpencuprennen vor. Andre ist aber immer schwer aus seinem Radladen zu locken, hat heute aber eine würdige Verkaufskraft mit hervorragendem Fachwissen gefunden.
Dkv: Kuno. Haben Sie einen Stift? Sie Schreiberling haben doch bestimmt einen Stift! Los! Unterschreiben Sie mir schnell diese Reiskostenrücktrittsversicherung. Da kann ich in der nächsten Saison diesem Glowacki den GCC abkaufen.
Red. Das waren die letzten Worte, die Kuno mit Dkv wechselte. Bevor der grüngetarnte Teamchef wieder im Unterholz verschwindet. Es sollte wohl keiner mitbekommen, dass er heute wieder auf Rekrutierungstour war.
Kuno kommt im Zielbereich an und muss erleben, wie das Tretmühle/Picardellics Team gerade mit 4 sek. Rückstand auf die Zweiten über die Linie rollt. Die Enttäuschung über den verpassten Sieg wurde vom Veranstalter mit reichlich Kuchen und dem sofortigen Schlachten und Grillen eines Hainicher Festschweins bis in späte Abendstunden am Lagerfeuer versüßt.
Wichtige Anm. d . Red.: Unser Reporter Kuno steht noch in der Ausbildung. Genauso, wie er den Teamchef hat entwischen lassen, hat er in der Aufregung seines ersten Exklusivinterviews keine Nachweise für die Anwesenheit des Selbigen erbringen können.