Dieweil ich mit der Augustusburg noch von 2006 her eine Rechnung offen hatte, wollte ich dieses Jahr gern den Marathon vollständig bestreiten. Ein großen Vorhaben, da wir ja nun weit weg von den Bergen wohnen und meine längste Saisonstrecke nicht mal 180 km überwiegend durchs Flachland führte (vor dem ich mittlerweile auch Respekt habe: der Wind und die Monotonie der Körperhaltung zehren an Moral und Substanz!)
04:38 klingelt der Wecker, eine knappe Stunde später sitze ich im Rennradsattel, bin zehn Minuten vor Start aufgewärmt in Hartha. Anmelden, Zahlen, lange Handschuhe und Jacke in die Trikottasche verfrachten, Startnummer 100 aufgebracht und schon schickt der Tourchef um 06:30 ein Feld von mehr als 100 Fahrern (und mindestens drei Fahrerinnen) auf die 205 km und 3000 Hm. Picardellics wurden nicht gesehen, wobei ich es auch versäumt habe, mein Vorhaben ins Forum zu stellen und der Rennkalender der Schnellen im Verein dieses Wochenende ja sowieso dicht bestückt ist.
Übers Erzgebirgsvorland geht es mit frischen Kräften zum ersten Knochen: der 16 %er in Seyde. Schon da hatte ich einen netten Begleiter aus Cottbus gefunden, mit dem ich zu dieser Zeit noch abwechselnd den Windschatten teilte. Später gliedern sich noch zwei bergtrainierte, muntere 160er ein, so dass wir fortan zu viert fahren, wobei ich an den Bergen immer mehr abfallen lassen musste. Aber in der Ruhe liegt die Kraft, auch der Anstieg zur Augustusburg wir gestanden - Halbzeit. An den Laben stehen fleißige Stullenverzierer und Obst- und Kuchenmundfertigmacher. Ich zehre aber noch aus meinen (sinnloserweise) vollen Trikottaschen, genüsslich Brocken für Brocken der saftigen Kartoffelbrotfladen kauend, die mein Bruder gebacken und mir mitgegeben hat. Hmmm! Am vorletzten Kontrollpunkt gibt es außerdem Nudeln mit zartestem Gulasch. Nächstes Jahr bringe ich mir eine zünftige Dose mit, um die zweite Portionshälfte, mit der ich mit den Magen nicht beschweren wollte, fürs Abendbrot mit nach Hause zu nehmen. In Gedanken gehe ich derweil immer mal die Möglichkeit durch, irgendwo abzukürzen und in Tharandt in den Zug zu steigen, da die Beine immer schwerer werden. Aber irgendwie läuft der Diesel dann - nur bei den Steilstücken fehlt der Turbo. So kann ich die schöne Landschaft zwischen Erzgebirge und Tharandter Wald genießen und denke gegen zwölf Uhr mal an den Martin, der sich jetzt zu seinem 400er Brevet in Bennewitz aufmacht.
Anhand des Streckenprofils schließe ich allmählich, dass wir entweder auf der ersten Hälfte verdammt viel hoch gefahren sein müssen, oder dass wir mächtig ins Tiefland gekommen sind. Und nach der letzten Labe gibt es mit Tanneberg und dem Landberg auch noch zwei steilere Anstiege. Meine drei Begleiter warten oben ganz lieb auf mich, so dass wir zu viert geschlossen ins Ziel radeln. Dort kullern mir fast zwei Mamatränchen aus den Augen, als ich die kleinen Stepkes, für die im Zuge der RTF eine kleine Friedensfahrt veranstaltet wird, um den Altersklassensieg strampel sehe. In ein paar Jahren kann unser Kerlchen da vielleicht auch schon mitfahren. Wenn wir ihn mit unseren Touren nicht vom Radfahren abschrecken. Denn meine Beine und mein Rücken bedanken sich merklich für die schonungslose Vorbereitung auf solche Strapazen.
Als Belohnung fürs Durchhalten gibt es aber noch den abgebildeten Genussradler und natürlich eine Urkunde und freudiges Händeschütteln mit meinen Begleitern. Dankeschön, Euch Dreien und natürlich auch an alle, die sich an den Laben, unterwegs an den Kreuzungen sowie bei der Organisation für diese prima RTF eingesetzt haben!
Nächstes Jahr sind wir auf jeden Fall wieder dabei - und vielleicht finden sich ja noch ein paar Picardellics aus der RTF Fraktion, die uns den Pokal in der Kategorie "Stärkster Verein" einbringen könnten.
Eure Anne