Echter Radsport in Obergurig

Image Es ist mal wieder Sonntag in der Früh, 5.00 Uhr Früh. Deutschland schläft noch fest. Doch der Schein trügt. Ein paar verrückte Senioren (Insider sagen auch Masters) quälen sich aus ihren Betten, machen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas hübsch, schlürfen Kaffee und versuchen ihren Blutzuckerspiegel auf stabile Werte zu bringen und haben nur eines im Sinn:

  Auf nach OBERGURIG.  

 

Der RSV Bautzen trug nun schon zum 7. Mal den Oberguriger Straßenpreis aus. An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass die Bautzener diesen Straßenpreis wiederum perfekt organisiert hatten. Es gab zwar keine Transponder oder ähnlichen technischen Schnickschnack, aber hier ist, wie bei richtigen Radrennen üblich, doch tatsächlich noch der der Sieger, der auch als Erster über die Ziellinie fährt………….

Nur einen Wermutstropfen hatte diese Veranstaltung schon, dieser Kurs, dieses Streckenprofil verspricht Schmerzen und passt so gar nicht zu meinen körperlichen Vorraussetzungen.

Wie jeder weiß, reagiert der Fettstoffwechsel im Masters-Alter ja doch etwas träger und auch meine Pulsuhr muss sich mit zweistelligen Werten zufrieden geben …..

 

Am Start der Masters standen die, die IMMER da sind und so gingen 50 Fahrer sofort in den ersten Hügel der unten als Warnung 15% stehen hatte. Dieses Schild sollte uns zur Wachsamkeit anhalten um nicht zu schnell die Kuppe zu erreichen. Außerdem standen hunderte Fotografen an diesem Pass, die auch zu ihren Bildern kommen wollten. Und das geht nun mal bei 18 kmh am besten. Das bedeutet  natürlich nicht, dass es nicht schneller gegangen wäre …. ;-).

Mitte der zweiten Runde wollte es das Team Neff in Form von A.Sinske doch etwas zügiger angehen und schon lief das Rennen in den üblichen Bahnen.

Er nahm erstmal noch drei Fahrer mit wovon aber zwei dann kurz darauf bemerkten, dass es in unserer Gruppe kuscheliger, sprich gemütlicher zuging. Kommentarlos reihten sie sich in der Tiefe des Feldes wieder ein.

So drehten vorn die zwei langweilig ihre Runden und bei uns versuchten doch einige unseren allseits bekannten und derzeit verhinderten Herrn Kachelmann in der Wettervorhersage zu unterstützen. Besonders die Vorhersage des Windes hatte es so manchen angetan. Denn warum sonst fuhr so mancher aus dem Feld und kam blitzartig zurück und berichtete von regelrechten Orkanböen bei der Anfahrt Obergurigs …..

Der Rest ist schnell erklärt. A. Sinske siegte vor R. Ristau. R. Fischer gewann den Sprint des dezimierten Feldes. Ich selbst kam auf dem 8. Platz ein, wohl wissend, dass da am Nachmittag ja noch ne zweite Schicht in Form des Jedermannrennens auf mich wartete.    

Image Die lange Pause bis zum nächsten Start füllte ich mit dem extra für mich angesetzten Rahmenprogramm in Form diverser Rennen der Jugend, Junioren und als Programmhöhepunkt das B-C Rennen mit Picardellics Beteiligung.

Eric und Holgi ließen es sich nicht nehmen, ein paar schnelle Runden mit jenen zu drehen, deren Puls noch höher als 250 max. schlägt.

Nach diverser Rudelbildung setzten sich zwei Fahrer ab. Zum einen Sandro Kühmel und zum anderen ein uns anfänglich unbekannter Fahrer. Das Rätsel löste sich aber sehr schnell auf. Das siegorientierte Gesicht, die stählernen Waden, der geschmeidige Fahrstil, ja, ja das konnte nur der Gregor Menzel (Kopfjäger a.D.) sein. Diese beiden ignorierten natürlich dieses eingangs erwähnte Warnschild (15%) und knallten über diesen Pass, so dass es für Fotografen äußerst schwierig war, diese zu fokusieren.

Als sich das Rennen dem Ende neigte bemerkten wir, wie Mäzen Neff hektisch am Straßenrand auf und ab lief. Schweißperlen liefen wie Bäche von seiner Stirn, Jan und ich leisteten sofort erste Hilfe. Was war der Grund für solch einen plötzlichen Ausbruch?

Wir können es nur erahnen.

Er, der Mäzen, hatte bemerkt, dass Sandro Kühmel immer noch freundlich den Zuschauern winkte und am 15%er Autogramme gab. Das sah verdammt nach Sieg aus. Wir konnten nun Angst im Gesicht des Mäzens erkennen, nackte Angst. Wir vermuten, dass er der brutalen Medienlandschaft Obergurigs nicht gewachsen gewesen wäre. Wir kennen doch Journalisten. Nach solchen Erfolgen, gerade in Obergurig, steht man als Teamchef sofort im Blitzlichtgewitter, das Unterste wird nach oben gekehrt, man kann sich keine Fehltritte erlauben, nach intimen Geheimnissen wird geschnüffelt, in der Familie muss man sich erklären, medizinisch notwendig Zahnspangen werden im A2 Format in der Bildzeitung  dargestellt. Wir in Dresden leben damit seit Jahren …….

Die Angst, lieber Frank, war aber unbegründet. Völlig unerwartet brach Sandro auf der letzten Runde ein und Gregor Menzel wurde zum B-Fahrer gekürt. Er konnte sich vor Jubelrufen, fliegenden BH’s, Heiratsanträgen, Kinderwünschen natürlich nicht retten. Wer nicht dabei war kann diese Stimmung nach Gregors Sieg nicht annähernd nachempfinden. 

Abschließend, zu bester Kaffee- und Kuchenzeit, eroberten die Jedermänner den Asphalt. Und das ist, wie jeder weiß, richtig harter Kampf. Da wird nicht so einfach Platz für den Nebenmann gelassen, nein, dieser wird zuweilen auch mit körperlicher und verbaler Gewalt verteidigt. Das muss man wirklich live erlebt haben. Wer das nicht kann fährt lieber Lizenzrennen. Um gleich am Anfang einen Generationenkonflikt auszuschließen wurden die Fahrer unter 40 Jahre ein paar Minuten vor denen, die die 40 schon überschritten hatten, von der Leine gelassen. Jan, Reinold und ThomasD winkte ich also mit feuchtem Taschentuch hinterher, wohl wissend, dass die  Trennung endlich war. Wir Masters schenkten uns derweil in Sachen Kampfgeist nichts. Trotzdem kam das Tempo zuweilen völlig zum Stillstand. Das war einigen dann aber doch zuviel des Guten. Dreger und Helbig von RK Endsurt und ich beschlossen dann doch die Arbeit wieder aufzunehmen. Ausgerechnet an der Stelle, wo Kachelmann unsere Hilfe einforderte. Und wir konnten von viel, wirklich sehr viel Wind berichten. Dreger opferte sich dann für uns zwei (Helbig,Neumann) auf und warf sich dem Feld zum Fraß vor. Dieses war nach diesem Festtagsschmaus satt und lies uns zwei ungehindert ziehen. Der Vorsprung war 1000m vor dem Ziel groß genug um sich wirklich auf den Kampf Mann gegen Mann konzentrieren zu können. Diesen verlor ich leider und Helbig gewann verdient. Dreger holte sich im Spurt des Feldes den Rang drei. Somit säumten mich auf dem Treppchen zwei Cottbuser Trikots. ABER meine lieben Cottbuser, der Lausitzcup (Obergurig war ein Rennen davon)  ist noch nicht entschieden. Kurz vor uns fuhren Jan, Reinold und ThomasD im Rennen der Jungen Spunde ins Ziel. Sie hatten einen gemütlichen Platz inmitten des großen Feldes gefunden und gaben den auch im Schlussspurt nicht her. Auch da stand mit R.Tober ein weiterer Cottbuser auf dem Podest. Gratulation nochmals in die Laußitz.  

Abschließend muss ich sagen, dass Grundlage dieser Zeilen ein Gedächtnisprotokoll meinerseits war. Dieses Gedächtnisprotokoll wurde unter Qualen und Schmerzen erstellt. Ebenso war bei diesen Höhenmetern Sauerstoffmangel angesagt. Feinheiten können sich also für den geneigten Leser und Teilnehmer dieser Veranstaltung KOMPLETT anders darstellen.  

Neumi

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