Rund um die Braunkohle - ein Klassiker südlich von Leipzig den man gerne auch mal von oben betrachten will. Diese dachten sich am Pfingstsonntag einige Greenpeaceaktivisten und ketteten sich in schwindelnder Höhe an einen Abraumbagger um das Rennen des German Cycling Cup (GCC) während ihres Protestes gegen den Braunkohleabbau zu verfolgen. Und scheinbar verdient auch der GCC einigen Protest.
Der GCC ist die Zusammenfassung aller Ergebnisse von 11 verschiedenen Großveranstaltungen im Bereich Jedermannradsport in ganz Deutschland. Fälschlicherweise wird vieler Orts von einer Rennserie gesprochen. Doch weit gefehlt. Jeder Veranstalter macht seine eigenen Regeln und so hat man von Rennen zu Rennen mit verschiedenen Feinheiten im Reglement zu rechnen. Die Veranstalter des Cups versprechen aber die athletischen Leistungen der Radfahrer in einer einheitlichen Ergebnisliste aufzuführen.
Seit 2005 kann der gelegentliche Picardellicswebsitenbesucher hier Heldengeschichten gestandener Rennfahrer in Blau-Weiß lesen. Auch heute soll der geneigte Leser nicht enttäuscht werden. Es folgen in gewohnter Weise also erst einmal die bekannten Namenslisten: Angie und Anke unterstützen Tomas auf der kurzen Strecke. Der kommt so ganz gut zu Recht und wird 8. in seiner Klasse. Am Start der 140 km stehen Neumi, Dirk, Christian, Jan, Luma und Ludwig. Thomas D. vertritt seinen Arbeitgeber mit dem gelben Posthorn.
8:45 Uhr werden die Gitter vom Startblock A weggezogen und die schnellsten der deutschen Jedermannszene schießen durchs Zwenkauer Gewerbebiet. Schon hier könnte man von oben drauf geschaut, eine Eigenheit erkennen. Die ganz ganz Schnellen stehen ganz ganz hinten im Block. Realzeit ist das Stichwort für diese Eigenart des Startverhaltens einiger Fahrer. Man kennt es von Großveranstaltungen wie dem Marathon. Für jeden Starter beginnt seine Wettkampfzeit erst, wenn dieser über die Startlinie fährt. Es wird also durchs Gewerbegebiet geschossen und einige Fahrer (die ganz hinten) haben schon einige Sekunden Vorsprung.
Mit sagenhaften 56 km/h geht es an den Leipziger Seen vorbei. Es sind halt die schnellsten Fahrer Deutschlands dabei und das zeigen sie auch. Bis zum Anstieg aus dem Muldental hinter Grimma bleibt aber Zeit für die Picardellics, den einen oder anderen Teilnehmer des GCC zu seinen Erfahrungen zu befragen. Beim Studium der einzelnen Ergebnislisten fallen die aktivsten Fahrer der Teams Ferox Bikekult Cannondale und Univega mit wiederkehrenden vorderen Platzierungen auf. Doch wo stehen diese in der ausgelobten Teamwertung? Laut Aussage der GCC Veranstalter hätten die Fahrer in zwei von fünf Rennen Fehler bei der Anmeldung gemacht und lassen sich nicht zu einer Korrektur der eigenen Listen bewegen. Das Pflaster, dass so manchen DDR Meister gesehen hat, muss jetzt sogar Ausstiegsgedanken über sich ergehen lassen.
In den folgenden Wellen des Muldentals können sich vier Fahrer nach vorne vom Feld lösen. Die Teamverteilung dieser Gruppe ist so günstig, dass sich wirklich die vier größten Team gemütlich hinsetzen und das Tempo auf RTF Geschwindigkeit herabsinkt. Bikekult, Corratec, DKV, und Univega haben nun noch mehr Zeit um über den Cup zu meckern. Auf Grund des Frustes kommt es dann auf völlig freier Strecke zum Massensturz und zur Zerstörung von verdammt viel Carbon.
Kapuste, Müller und Tober teilen sich das Siegerpodest. Im Feld mit fast 100 Fahrern beenden Neumi und Dirk das Rennen. In den nächsten Feldern folgen Christian, Ludwig und Luma während Jan noch eine Stunde auf den Besenwagen wartet.
Am Ende eines Renntages will der geschundene Jedermann natürlich seinen Leistungen in der entsprechenden Liste wiederfinden und sich mit den gleichgestuften Mitstreitern vergleichen. Die Neuseenclassics zeigen sich auch hier, wie schon den ganzen Renntag über, professionell und haben schnell alle Listen bereitgestellt. Schaut man da genau hinein, spürt man wieder die Eigenheiten der GCC Regeln. Bsp. der Vierte des Rennens ist in seiner Altersklasse aber bloß 19er. Der 5. der Gesamtwertung in der AK nur 16er, der 6. ist gesamt 18er. ...???
Ist das jetzt Radsport oder Marathon?
Und schauen wir mal welche Teams sich richtig angemeldet haben...
Die Picardellics fahren jedenfalls in der nächsten Woche bei einem kleinen lokalen Rennen mit maximal 100 Startern und "Richtigen Radsport".