Dritte von 15 Runden. Wir befinden uns im Elbauerennen in Klöden, 30 km nördlich von Torgau. Ich versuche, die endlich erstmalig eintretende Ruhe zu nutzen, greife zum Notizblock, um das Renngeschehen festzuhalten: Brachiale Jedermannpower ist vor rund 15 km mit der Startfreigabe auf die 4,8 km lange Runde gelassen worden. Unser Debütant Tomas verliert schon beim Einklicken den Anschluss ans Fahrerfeld, zieht aber mit anständigem Jedermannstil bis zum Ende durch. Bei der ersten Zieldurchfahrt ist Ludwig noch im Peleton erkennbar, muss dann aber auch dem hohen Tempo Tribut zollen. Auch er zieht anständig durch, Runde um Runde.
Ruhe. Ruhe, dass ist genau das Stichwort, welches am vorderen Ende des Fahrerfeldes nicht so gerne gehört wird. Und schon geht es wieder ab.
Während ich also versuche Stift und Zettelblock im Trikot zu verstauen, um den Anschluß nicht zu verpassen, schnappt sich Thomas D. meine Staffellei und sucht sich gleichgesinnte Landschaftsmaler. Ist es also auch ihm zu schnell für April.
Vorne gehen Levrier und Univega. Achtsam wie eine Raubkatze springt Christian hinterher. Die Drei kommen gut weg. Eine ganz gute Mischung. Ich komme in der nächsten Runde wieder zum Schreiben. Die große Nefffamilie sammelt sich und schließt die Lücke. Schade.
Das Tempo ist mörderisch. Immer wieder treibt mich die große Leere hinterm Feld ins selbige zurück. Mit schmerzverzerrtem Gesicht suche ich den Blickkontakt mit unseren beiden Spitzenathleten Dirk und Christian. Hochkonzentiert fliegen sie über die Landstraßen der Elbwiesen.
Um mir ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln, darf ich von hinten berichten. "Wir sind noch zu Dritt" bekomme ich über die salzverkrusteten Lippen. Dabei fällt mein Blick auf die stählernen Waden vom Herrn Müller im orangefarbenen Krostitzertrikot. Das ist deprimierend. Hinter diesen Keulen kann ich nicht fahren. Christian erlöst mich und schiebt sich dazwischen. Das Tempo ruckt wieder an. Mit eiserner Miene zieht auch Dirk an mir vorbei und bleibt in der Spitze des Feldes. Diesmal überholt mich das Ende des Fahrerfeldes so deutlich, dass ich noch eine Ehrenrunde fahre und mich, meinem Malverbot folgend, zu Franzi und Thomas D. an den Straßenrand stelle und das weitere Renngeschehen mit dem Fotoapparat festhalte.
Ludwig und Tomas ziehen einsam Ihre Runden und lassen sich gut fotografieren. Schwieriger ist es Dirk und Christian im bunten Kampf der Teams zu erwischen. Levrier, DKV, Univega und der Picardellics-Rest belauern sich. Dies nutzt ein Zwenkauer, um sich nach vorne abzusetzen. Heldengleich stellt er sich gegen den Wind. Die Glocke leutet die letzte Runde ein und der Vorsprung scheint ausreichend. Alle Blicke suchen den Horizont ab. Der schwarze Zwenkauer liegt noch vorne.
Das Feld kommt näher. Der Wald verdeckt die Sicht. Bis zur letzten Kurve liegt Schwarz vorne. 200 m Zielgerade. Das Feld schießt vorbei. DKV siegt vor Levrier, dann Univega.
Unser Christian hält mir rein. Neunter.
Dirk 16. Ludwig 32, Tomas 33.