Saisonabschluss in Jena - Napoleon-Cup 2009

ImageDas Ende der Saison naht...
Doch bevor es langsam in die verdiente Winterpause geht, hieß es noch einmal sehr früh am Samstag morgen aufzustehen.
Unser Ziel: Lützeroda in der Nähe von Jena, wo vor nunmehr 203 Jahren in der Doppelschlacht von Jena & Auersted sich die napoleonische
Armee mit der preußisch-sächsischen Armee konfrontiert sah.
Jantel und ich hatten allerdings weniger Interesse an kriegerischen Auseinandersetzungen als vielmehr an sportlichen Auseinandersetzungen mit den besten Jedermännern Deutschlands und der Napoleon-Cup 2009 sollte dazu in den kommenden zwei Tagen gleich 4 Möglichkeiten bieten.

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Los ging es 9.00 Uhr bei noch recht kühlen Temperaturen und sich nur langsam lichtenden Nebelfeldern entlang des Saaletals. Auf der
ersten Etappe sollte ein 3,3 km langer Rundkurs insgesamt 18 mal absolviert werden. Beim Warmfahren verlor ich schnell die Hoffnung auf ein ruhiges Rennen, da nicht nur der Wind beständig stärker wurde sondern auch die Start-Ziel-Gerade nach einer kurzen, rasanten Abfahrt mit bis zu 12% bergan führte.
Als ob das bei der angepeilten Rundenzahl nicht schon genug wäre, folgten nach einer scharfen Rechtskurve ca. 300 m  - gefühlte 3 km - belgisches Kopfsteinpflaster bis zur Kuppe, alles wie gemacht für Ausreißversuche.
Jantel erinnerte mich nocheinmal daran, wie und wo man ein Attacke fahren sollte und so beschloss ich, es diesmal entsprechend besser umzusetzten.
Nach einem eher verhaltenen Start ohne ernste Angriffe der etwa 70 Teilnehmer der Langdistanz rollte ich zu Beginn der dritten Runde als Erster den Anstieg hinauf und bemerkte bei der Start-Ziel-Passage eine kleine Lücke zwischen mir und dem Feld. Geil dachte ich, da eine meiner Vorlieben ja erst noch kommen sollte. Ich nutzte die für das Feld recht enge Kurve und die größtenteils ungeliebten Pflastersteine, um mich noch etwas deutlicher abzusetzten, merkte jedoch, dass es im Wind nicht nur schwer sondern auch einsam wird. Umso schneller nahm ich die Einladung eines Westpoint-Fahrers dankend an, mich zu unterstützen. Gemeinsam wechselten wir ein paar mal durch, jedoch holte uns das Feld nach nicht ganz einer Runde wieder ein, da man so früh dann doch niemanden fahren lassen wollte.
In diesem Stil wechselten in den nächsten Runden lediglich die Namen derer, die es versuchten, auch Jantel und unsere Freunde vom Team Lexxi Speedbike gehörten dazu. Erst nach der Hälfte des Rennens konnten sich zwei Fahrer deutlich absetzten. Ihr Vosprung wuchs von Runde zu Runde, was auch daran lag, dass das zahlenmäßig stark vertretene Team DKV Neff einen ihrer Fahrer "vorn drinnen" hatte und der Rest hinten effektiv als grün-weiße Bremsen fungierte. Zuviele unterschiedliche Interessen der Verfolger führten zu einem sehr unrythmischen weiteren Rennverlauf, bei dem das Feld mehrmals in kleinere Gruppen zerteilt war, jedoch immer wieder zusammenfand. Bis auf die beiden Ausreißer, die ihren Vorsprung kontinuierlich auf über 1:30 min ausbauen konnten.
ImageMit langsam schwindenden Kräften ging es in die letzten Runden und Jantel diktierte das Treiben im Hauptfeld. Gute Idee, um nochmal zu attackieren dachte ich, vielleicht sind noch ein paar Sekunden drin, jedoch fehlte mal wieder das entsprechenden Überraschungsmoment und ich verkroch mich, diesmal weit hinten im Feld und konnte überlegen, wie verdammt nochmal das genau mit den Attacken funktionierte.
Jantel richtete von jetzt an sein Augenmerk auf den Sprint, da offensichtlich niemand mehr ausreißen konnte. An vorderster Front rollte er im langgezogenen Hauptfeld in den Schlussanstieg, war so etwas früh im Wind, schaffte es aber noch auf Platz 12 im Hauptfeld.

Anschließend ging es erstmal zu unserer Unterkunft im Nachbardorf, welche wir mit den drei Fahrern Alexander, Arne und Thomas des Lexxi-Teams teilten - einer genialen Kombo wie sich im Laufe des Wochenendes noch herausstellen sollte. Die nette Inhaberin erwartete uns schon mit Kaffee und Tee und einer riesigen Portion Nudeln, liebevoll individuell mit Lachs, Spinat oder pur zubereitet, je nach belieben.

Derart gestärkt begaben wir uns auch schon wieder auf zur Runde des Vormittags, da 15.00 Uhr das Einzelzeitfahren über zwei Runden auf dem Plan stand.
Um entsprechendes Material kümmerten wir uns mit unserem jugendlichem Leichtsinn kaum und staunten nicht schlecht, dass jetzt fast jeder mit reinrassigen Zeitfahrrädern am Start stand. Muss man sich eben selber Mut zureden! "Für die 6,6 km brauch ich sowas doch nicht...?!?" Also schnell zum Start gerollt, in die Pedale geklickt und schon gings los. Das Pflaster fährt sich gut, ok die Welle bis zur Kuppe tut weh aber was solls. Auf der leicht abschüssigen Strecke komme ich schnell in Fahrt und kann das Tempo auch auf der Geraden ganz gut halten. Schon gehts auch in die Abfahrt und auf die Start-Zielgerade. Ich quäle mich bergan und hoffe auf die kommenden Wackersteine... Plötzlich geht garnix mehr und ich habe fast das Gefühl zu stehen als mich ein gerade frisch Gestarteter überholt. Irgendwie komme ich in der zweiten Runde dann doch noch in Tritt und schaffe es beißend ins Ziel, bleibe aber unter 9:50 min. Kaum angekommen höre ich alle über ihre zweite Runde meckern, anscheinend erging es also doch allen gleich. Vielleicht ist meine Zeit ja doch garnicht so schlecht und die Stimmung steigt wieder. Als unser Zeitfahrer Jantel dann von seiner Zeit berichtet ist für uns die Überraschung perfekt! Der Haussegen wurde danach mit Keksen wieder gerade gerückt... 

Am späten Nachmittag haben wir dann vor dem Abendessen in Jena noch die Strecke des Sonntags auf dem Frauenprießnitzer Plateau begutachtet und wir staunten nicht schlecht über eine 7km-Runde, die es in sich haben wird. Eine enge 90-Grad-Kurve nach einer langgezogenen und schnellen Abfahrt, eine ansteigende S-Kurve, wiederrum nach einer Abfahrt, Kopfsteinpflaster und Landwirtschaftswege und eine schnurgerade, ca. 3km 4% ansteigende Zielgerade dient als Grundlage für das Mannschaftszeitfahren und das Straßenrennen am Sonntag.

Sonntag morgen, der Wecker klingelt schon wieder früh. Diesmal sind die Räder für's Mannschaftszeitfahren optimiert, Scheibenräder und hohe Aerofelgen wohin das Auge blickt. Der Teamname steht und wir starten kurz vor 9.00 Uhr zur Warmfahrrunde und zur letzten Feinabstimmung untereinander, da wir vier (Alexander und Arne von den Lexxi's, Jantel und ich von den Pic's) in dieser Formation noch nie zusammengefahren sind. Der Test läuft aber sehr gut und auch die Schwierigkeiten der Strecke meistern wir mühelos. Jetzt muss nur noch die Geschwindigkeit stimmen und dann wird der Kampf gegen die Uhr ebenfalls gut. Start ist 9.08 Uhr und wir schießen zu viert auf die lange Gerade. Die Wechsel klappen sehr gut und harmonisch. Geniales Gefühl, auch wenn der Puls rast und die Beine brennen. Plötzlich, 3,5 km vor dem Ziel ein lautes Krachen, ich dreh mich um und Alex schreit weiter. Ich gebe ab an Arne und Jantel, es fehlt Alex. Gut das drei im Ziel reichen. Aber der Weg ist noch weit und jetzt gehts gerade bergan. Arne zieht die letzten km bärenstark am Lenker und gibt die Führung nicht mehr ab. Nach 10min 3sek überqueren wir die Ziellinie und denken an einen simplen Reifenplatzer bei Alex. Die Zeit klingt gut, vor allem weil andere Teams langsamer sind!
Als Alex ins Ziel kommt bemerken wir erst, was wirklich war, seine integrierte Sattelstütze verfügt jetzt nämlich auch noch über eine intergrierte Dämpfung mit vaiabler Sitzhöhe. Der Rahmen ist schrott. Aber Platzierung sind nunmal hart umkämpft und Opfer müssen bereitwillig erbracht werden. Gereicht hats für Platz 2 mit gerade einmal einer Sekunde Rückstand auf das Team DKV Neff! Geehrt wurden wir mit 0,5l Glaspokalen einer einheimischen Brauerei! Guter Start in den Tag.

Danach hieß es nochmals Kräfte tanken bzw. Räder umbauen für das 100km lange Straßenrennen am Mittag. Der Veranstalter überzeugte hier nicht nur in der Absperrung und erstklassigen Organisation der Rennen insgesamt, sondern auch mit überragender Hilfsbereitschaft, indem er kurzerhand für Alexander ein Ersatzrad bereithielt, welches mit wenigen Handgriffen in ein Alu-Stahl-Carbon-Renner mit shimano-kompatibler Campagnolo-Schaltung umgerüstet wurde. Überraschend stand dann plötzlich noch unverhofft unser Neumi vor uns, nachdem er sich während der vergangenen Woche mit einer Magen-Darm-Grippe herumgeschlagen hatte. "Macht mir mal ne Nummer ans Trikot." Gesagt getan und wir konnten zu dritt das Rennen in Angriff nehmen.
Ich startete das Rennen aus vorderster Reihe, nachdem die ersten 20 Fahrer der Gesamtwertung sich als Erste an den Start stellen durften, wurde aber recht schnell nach hinten durchgereicht. Meine Beine wollten nicht mehr so, wie ich das wollte. Gut dass Neumi mit da war. Er unterstütze Jantel, der sich immer an der Spitze des Feldes hielt und für Tempo sorgte. Ich hingegen verlor unterwegs in einer Bodenwelle noch meine Trinkflasche und musste mich auf ein trockenes Rennen in der doch recht warmen Mittagssonnen einstellen.
Als ich mit den ersten Krämpfen das Rennen schon vorzeitig beenden wollte, sah ich allerdings, dass das Feld schon ordentlich dezimiert, das Tepmo alles in allem gleichmäßig war und so konnte mich wieder motivieren, wenigstens bis zum Schluss durchzuhalten. Es ging und erst als die Tempoverschärfungen in der letzten der 14 zu fahrenden Runden das Feld entgültig sprengten, konnte ich nicht mehr schneller. Jan hingegen hatte sich vorn festgebissen und fand eine Lücke um in einem Sprint auf einer ca. 2m breiten Zielgeraden sich den 5. Platz zu erkämpfen. Er erlebt damit zum wiederholten Male den Reiz schneller Zielankünfte in diesem Jahr.
Neumi schaute sich alles, mit dem Wissen, den zweiten Platz der Ü-40-Tageswertung sicher zu haben gelassen an und konnte somit für sich ebenfalls einen schönen Saisonabschluss feiern.
Ich bin glücklich im Ziel und freue mich nun auf die bevorstehende "Winterpause". An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die schönen Erlebnisse in diesem Jahr, sich auf das nächste Jahr freuend

der Christian

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