Ping,
und schon ist wieder eine Woche rum. Ich öffne die Augen und sehe mich schon wieder an einer Startlinie stehen. Dies ist noch nicht das Erschreckende. Steht doch tatsächlich die Topelite der ostdeutschen Jedermannszene um mich herum. Zahllose kultige Berliner, zebragestreifte Brüder, Spitzenvertreter der Klärtechnik der Lausitz, sich selbstsuchende Kopfjäger, Görlitzer Postler und natürlich, auf verschiedenen Rennen verteilt, 6 Picardellics. Die Liste der Favoriten wollte einfach nicht abreißen. Bei meiner Profildiskussion mit Christian fanden wir den Grund heraus, warum die einzigen, die an diesem Tag nicht an der Linie standen, die Neffs waren. 3 Anstiege waren auf der 17km Runde verteilt. Dreimal gefahren kamen 700 Hm zusammen.
Während unser Starterfeld immer größer wird und die Uhrzeiger gegen 13:30 laufen, zieht Eric im KT-ABC Rennen über unglaubliche 140 km und dann noch Picco im Seniorenfeld, welches schon wieder dem Herrn Sinske hinterhereilt, am Ziel vorbei.
Dies war für den Sprecher der Veranstaltung das Stichwort nun doch das lästige Jedermannrennen zu starten. Die latente Picardellicsunterbesetzung ließ uns die ganze Sache erst einmal defensiv angehen. Naja, es waren ja auch wirklich genügend Feroxer, die in mörderischem Tempo den ersten Hügel hochzogen.
Am Ende einer von der Windkante geprägten Abfahrt wartete eine tückische Spitzkehre auf die heranbrausende Meute. Eine wirklich schwer einzuschätzende spitzwinklige Kurve, die sogar alte Haasen straucheln lässt. Ein Straucheln, das sich unangenehm nach hinten durchreicht und den vielleicht letzten echten Jedermann des Feldes zu Fall bringt. So war schon nach den ersten Kilometern die erste ernsthafte Feldreduzierung gelungen. Dem Massensturz zum Opfer gefallen, mussten von nun an Franzi und unser Neuzugang in verschiedenen kleineren Gruppen die drei Runden zu Ende bringen und so manchen Jedermann zum RENNradfahren antreiben.
Es folgte der zweite Anstieg und damit verbunden weitere Attacken aus den verbliebenen Reihen der Jedermannelite. Dirk beorderte mich nach vorn: "Gleich gehen welche." Zwei sind schon weg. Na toll. Also vor. Was ist das? An der Spitze des Feldes durchpflügte wie eine Windmühle im spanischen Hochland Christian die dauerhaften turbulenten Strömungen von vorne. Mit Mühen erreiche ich seine Abrißkanten und spüre wie direkt hinter mir Schaalie einparkt und in seiner Brotdose nach Leberwurstschnitten sucht.
Mein Sprung zu den beiden Ausreißern ist also gedeckelt. Der Weg bis zum dritten Anstieg wird immer weiter. Christian beißt. Man kann richtig spüren, wie die Säure in ihm hochsteigt. Aber ich muss abwarten. Und warten. Christian platzt auf. Ich erkenne den letzten Anstieg und schieße los. Schaali legt kurz die Brotdose beiseite und klebt mir an der Backe.
Während ich an den beiden Ausreißern vorbeischieße, erinnere ich mich an die Belehrungen, die ich vor dem Rennen an Christian los geworden bin. "Am letzten Berg erst obenraus attackieren" Und jetzt knalle ich hier volle Pulle untenrein. - ....nüscht gelernt...
Die Beine brennen, die Polar kann solche hohen Zahlen nicht mehr anzeigen, ich setzte mich hin und versuche wieder geradeaus zu schauen. Am Ende der Kuppe kann ich nur noch erkennen, wie sich M. Graf mit zwei Fahrern vom Feld lösen kann. Da es wohl im Feld noch vielen anderen mit dem Geradeausschauen wie mir ging, dauerte es das erste Drittel der zweiten Runde, bis allen klar wurde, wer die restlichen Akteure der Ausreißer sind. R. Tober war weg und Bikekult fuhr plötzlich so auffällig langsam, dass die Suche nach J. Reuß im Feld erfolglos war.
Das Tempo bricht ein. Man setzt sich hin und erholt sich und staunt wie die Drei auf und davon ziehen. Ferox setzt sich vors Feld und drosselt weiter. Als sich alle wieder erholt haben folgen im Verlauf der zweiten und dritten Runde viele verschiedene Angriffe, die aber alle nur noch die weitere Reduzierung der Fahrerzahl des Hauptfeldes zur Folge hatte.
Dirk belehrt mich in der dritte Runde Zurückhaltung zu üben. Sogleich kommt Christian und fragt, wann wir wieder angreifen. Ich entscheide mich für die Zurückhaltung und schaue Christian beim Sterben am letzten Anstieg zu. Ich suche mir das Hinterad von Tilo Schüler. Oder ist es doch das von F. Loreck? Man weiß es nicht genau. Auf dem Triko steht jedenfalls der Name eines Fahrers aus dem umstrittenen JedermannProfiRennteams. Ohne jetzt weitere Namen nennen zu wollen folge ich also dem Univegarad der Ziellinie entgegen.
Im Finale versucht sich jetzt aber ein junges, aufstrebenes Rennteam einen Name zu erarbeiten. Überraschend sind vom zahlreich angetretenen RC Dresden noch zwei Renner dabei und fahren sich den Sprint an. Mir brennen die Oberschenkel, ich halte das Univegahinterrad und merke wie Schaali neben mir schon wieder an seiner Brotdose rumspielt. Hat ja lange nichts zu futtern bekommen der zarte Berliner.
Der genaue Renneinlauf wird wohl in den Weiten der Jedermannlegenden verschwimmen. Hat doch der Veranstalter auch schon mehrfach durch seinen Sprecher kaum Interesse an dieser Form des Radsportes geäußert. Genau so wie er die ebenfalls am Start gewesenen Jederfrauen nicht würdigt, werden wir wohl wieder keine Liste auf einer funktionierenden Website finden.
Auf dem Rückweg kommt uns Eric mit verbundenen Beinen und zerrissenen Hosen entgegen. Leider kam er in der letzten Runde zu Sturz und konnte somit das große Rennen nicht beenden.
Picco wird im Spint Vierter, Gesamt Fünfter, was seine Jana jetzt mit neuer Methode für die Nachwelt festhält. Der anstehende Nachwuchs macht es möglich, dass sie die schwere Kamera verwackelungssicher auflegen kann.
bis es wieder Ping macht wünscht euch Jantel eine schöne Woche.