Dresden Raceday

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Hier die ersten Bilder von der Strecke 

 Dresden, Juli 2008. Der weltberuehmte Erdgas Race Day (hinter vorgehaltener Hand auch gern "..das haerteste Jedermannrennen Deutschlands... " genannt) ist dieses Jahr nicht mehr Bestandteil der noch viel bekannteren Rennserie "German Cycling Cup". Entsprechend langsam steigen die Anmeldezahlen. Der Veranstalter schickt inzwischen taeglich eine Aufforderung zur Anmeldung. Im Forum der Dresdner Radlfreunde wird verzweifelt versucht, die Stimmung fuer den diesjaehrigen Raceday anzuheizen. Tabellen, Statistiken, Ziele und Plaene werden praesentiert, fehlender Nachtschlaf schimmert zwischen den Zeilen der wehklagenden Schreiber durch. Und immer wieder erscheint das gefuerchtete Wort "Bobbahn".

ImageImageEine voellig neutrale und lediglich Regenerationszwecken dienende Kontrollfahrt ins Erzgebirge verleiht den duerren Worten im www ein Antlitz. Hunderte einheimische Radler stroemen inzwischen taeglich ueber die Rennstrecke. Raeucherstaebchen werden abgebrannt, mit Voodoozeremonien versucht man die Steigungen zu besaenftigen, Kurven werden mit ausgelegten Blumenkraenzen positiv gestimmt. Und die Wasserwaage, das neben der Pulsuhr heiligste Instrument des ambitionierten Radlers wird immer wieder angelegt.

Die Werbeflut des Veranstalters und die Bemuehungen der alternativen Radlszene hatten offensichtlich Erfolg, das Muensterland, Berlin, Cottbus und Leipzig senden ihre Spitzenfahrer nach Dresden. Den landschaftlichen Gegebenheiten Rechnung tragend, bietet der Veranstalter auch dieses Jahr wieder zwei Strecken an. Eine Strecke fuer die Schoengeister, Landschaftsphotographen und Poesiealbenleser und eine zweite Strecke fuer den eher sportlich ambitionierten Fahrer. Beide Strecken bieten verfuehrerische Verlockungen und so fiel es uns schwer die Wuensche und Faehigkeiten unserer Mitglieder auf beide Strecken zu verteilen. Es fand sich fuer viele Faelle eine eindeutige Loesung, zudem im Zweifelsfall die Chance bestand, als Betreuer an beiden Rennen teilzunehmen. Die drei interessanten Moeglichkeiten wurden rege genutzt Auf jeder Strecke fanden sich acht tapfere Picardellics, die von acht Betreuern liebevoll umsorgt wurden. Die musischen Feingeister starteten zu morgendlicher Stunde. Im Elbtal kullerten Sie, das Weltkulturerbe geniessend, bis Pirna, von da ueber einige nette Steigungen bis Breitenau. Das Dorf am Hang bot einigen Teilnehmern die erste Moeglichkeit, sich etwas die Beine zu vertreten und die Fauna und Flora des Wegesrandes zu inspizieren.

ImageImage Teile der Berliner Auswahl begannen hier mitten im Erzgebirge einen neuen Lebensabschnitt. Beim Napoleoncup 2007 hatte es sich bereits angedeutet, und die Neuseenclassics verstaerkten die Entwicklung, die nun hier in Breitenau ihren Abschluss fand: Der Eisenschweinkader kollabiert. Der Verein, welchem es gelungen ist die Technologien einsamer Waldhopser (Pedalsysteme, Reifenbreite, Sockenfarbe, Koerperbehaarung ) im traditionellen Strassenradsport zu etablieren, zieht sich aufgrund des demographischen Wandels (Stichwort: Vergreisung) aus dem aktiven Radsport zurueck. Die Vereinssatzung wurde bereits geaendert, der modernen Radtechnik abgeschworen und die verbliebenen 3 Mitglieder von ihren Pflegern auf uebersichtliche Singlespeedtechnik; lange schorlelastige Pausen und kurze Waldwanderungen verpflichtet.

Eine Gedenkminute.....

Atemberaubende Fernsicht versuesste den im Rennen verbliebenen Teilnehmern der Kulturtour den naechsten Streckenabschnitt bis Baerenstein. Hier, in der duennen Luft des Kurortes, wurde ihnen ein geschlossenes Feld austrainierter, kampfbereiter Leistungssportler praesentiert. Angestachelt von dem hohen Testosteronspiegel auf dem historischen Marktplatz verschaerften die Langstreckler nun ihr Tempo. Sie wollten der drohenden Macht, die sich in ihrem Ruecken aufstellte, ausweichen und schnell zurueck nach Dresden kommen. Nicht alle ereichten das Ziel vor den Recken der Kurzstrecke. Viele mussten sich dem Druck der staehlernen Waden, dem Fauchen maechtiger Lungen und der Willensstaerke furchtloser Radler, die in Baerenstein auf ihren Start warteten, beugen.

ImageImage Die auf die Langstrecke abgeordneten Kulturpicardellics taten ihr moeglichstes, um die panischen Massen schnell zurueck nach Dresden zu lotsen. Matze und Picco wiesen der Spitze den Weg und trieben die zunehmend erschoepfteren Fahrer immer weiter. Holgi, Mister Zylinder und Christian halfen den Erschoepften, den Alten und den Kranken zurueck aufs Rad. Und Sandra, unterstuetzt von Michi und Dirkus, motivierte weiblich einfuehlsam die Gebrochenen, die ziel- und willenlos umherirrenden Fahrer am Ende des Feldes.

Waehrendessen stieg die Spannung auf dem Marktplatz. Die ersten Absperrungen wurden von dem draengenden Radmob niedergerissen. Der Sprecher verbarrikadierte sich in seinem Fahrzeug, lediglich das quergestellte Fuehrungsfahrzeug hinderte die wilde Meute am vorzeitigen Ausbruch. Mit der Hand am geoeffneten Pistolenhalfter kaempfte sich die Polizeieskorte Ruecken an Ruecken zu ihren Motorraedern. Die startwillige Meute rueckte immer dichter zusammen. Ein Schuss loeste sich, der Fuehrungssmart wurde aus dem Weg geschoben und 200 Fahrer fluteten das Mueglitztal.

ImageImage Der Wind treibt leere Verpackungen ueber einen menschenleeren Marktplatz. Uniformfetzen wehen im Wind. Eine Tuer schlaegt stetig gegen die Hauswand.

Dirk geht wie jedes Jahr an der Spitze des Feldes in die Rechtskurve am Fusse des Berges. Gemeinsam mit Neumi folge ich. Wir wechseln durch, kreiseln. Unser Atemgeraeusch uebertoent alles andere. Zwei, drei weitere Fahrer beteiligen sich an dem Kreisel. Der Kreisel wird zunehmend unrhythmischer. Es bleibt Zeit Luft zu holen. Leider. Denn mit jedem Atemzug schiessen Schmerzwellen ins Hirn. Die Vernunft befiehlt aufzuhoeren. SOFORT. Wir setzen uns noch darueber hinweg. Noch. Eine lange Schlange verzweifelt fluechtender Langstreckenfahrer reiht sich vor uns auf. Wir ueberholen jeden. Gegenwehr wird nicht geduldet. Vielen bleibt keine Zeit, um Gnade zu flehen.

Der Kreisel hat ausgedient. Zu viele Fahrer wollen sich beteiligen. Es hat sich eine grosse Spitzengruppe gebildet.

ImageImage In diesem kritischen Moment, in dem Moment als das Tempo zurueckgeht und alle das wirkliche Ausmass des Schmerzes begreifen, tritt Jantel an, Luma folgt und beide kommen einige Meter weg. Das Feld atmet noch immer durch, es leidet und zoegert. Es zoegert zu lange. Lediglich Schnie und ein Reichenbacher nehmen mutig die Verfolgung auf. Sie erreichen die beiden fuehrenden Picardellics. Schon bald verschwinden die 4 in der endlosen Schlange leidender 120-Kilometer-Fahrer. Noch sind sie fuer das geuebte Auge erkennbar, ihr Vorsprung waechst langsam und stetig.

Dirk stellt die Schulterblaetter aus und bietet Windschatten, ich tue es ihm gleich und fuelle breithueftig die verbliebenen Loecher. Unsere Gruppe schaetzt das Angebot und verharrt. Neumi gesellt sich zu uns und verbreitert die Basis. Immer mehr Fahrer fragen an, ob hier die Spitze sei. Wir bestaetigen dies heftig nickend. Ploetzlich springt ein Muldentaler davon. Neumi haengst sich an sein Hinterrad, dahinter einige Fahrer des RC Dresden. der Muldentaler zieht durch. Der Abstand zu der 4-koepfigen Spitze schrumpft zusehends. Ich halte die Luft an. Da platzt der erste RCler auf. Kurz danach der zweite und als wuerde ein Virus um sich greifen, fliegen die Jungs zurueck ins unsere empfangsbereiten Arme. Neumi kommt allein in der Spitze an.

ImageImage Dirk und mir steht Wasser in den Augen. Da vorn, dort wo nun drei Picardellics fahren, dort wird das Rennen heute entschieden werden. Hier hinten wuerde es nun nur noch eine straffe Trainingstour abfallen. Noch im letzten Jahr hatten wir sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Dirk inspizierte damals auf jeder Abfahrt die TUeV-Marke des Fuehrungsfahrzeuges genauestens, waehrend ich ihm am Berg die Unterschiede zwischen dem momentanen Starkregenereignis und einem monatlichen Regenereignis erlaeuterte. Dieses Jahr hatte das rennen schon mit denkbar schlechten Vorzeichen begonnen. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein zeugten schon beim morgendlichen Erwachen von denkbar schlechten Bedingungen fuer ein Radrennen.

Die Spitze ist inzwischen ausser Sicht. Wir ziehen uns aus der Fuehrung zurueck. Beim Trocknen der Traenen sprechen wir unser weiteres Vorgehen ab. Dirk zoegert und waegt ab. Er ist unsicher. Der platte Vorderreifen vorm Start, die hektische Beschaffung eines Ersatzlaufrades (@Zwenkau: Gutschrift fuer reichlich Windschatten) hatten an seinen Nerven gezerrt.

Der RC Dresden beherrscht mit all seinen Fahrern die Spitze der Gruppe, versucht jedoch keine ernsthafte Verfolgung. Die hornhautumbrafarbenen Socken der Jungs brechen den Willen der Mitfahrer. Ich versuche verzweifelt den Blick von den graeulichen Socken loszureisen und einen klaren Kopf zu behalten. Wir erreichen Geising. Die Bahnbruecke am Fusse des Anstieges nach Altenberg baeumt sich auf. Der RC Dresden zoegert, schaltet und signalisiert deutlich "Berg". Der Rest der Gruppe rollt auf. Ich finde eine Luecke zwischen zwei RCler und lasse den Gang stehen.

ImageImage Taeuschung ist das halbe Leben und so gehe ich aus dem Sattel. Das internationale Zeichen fuer geruhsame Einkaufsfahrt wirkt, die Gruppe laesst mich ziehen. Als ich mich umdrehe, habe ich 30 Meter Luft hinter mir, neben mir nur ein bereits heftig schnaufender blau-gelber Fahrer.

Dirk schluchzt leise.

Ich bin allein.

Nun hangle ich mich an der endlosen Kette abgesprengter Langstreckenfahrer den Anstieg nach Altenberg hoch. 3 Kilometer spaeter, kurz vorm Pflaster erscheint mir eine Vision. Lumas unnachahmlicher Fahrstil schwebt vor meinem geistigen Auge. Die Vision nimmt immer mehr Kontur an. Hoffnung keimt in mir. Auf dem Pflasterstueck kann ich aufschliessen. Die Augen der 4 Fahrer sind gebannt auf Luma gerichtet, der ein Stueck vorn rausgefahren ist. Schnie und der Reichenbacher im enjoy-Trikot zoegern. Ich nutze meinen Schwung und fahre zu Luma. Schnie erschrickt und vergisst zu atmen. Die heutige Jugend kann allerdings nichts wirklich ueberraschen und er folgt mir. Er folgt nicht nur, sondern verlaengert und setzt einen weiteren Tempoakzent. Neben den Oberschenkeln schwellen mir nun auch die Nackenmuskeln, Zahnschmelz knirscht und die Augaepfel neigen sich gefaehrlich weit aus ihren Hoehlen. Ein Blick Schnies zurueck reicht mir um seinen Windschatten zu erhaschen. Wir hetzen in die Abfahrt. Schnie drueckt in die naechste Welle und geht aus der Fuehrung. Ich atme tief ein und fahre neben ihn. Die Haende ruhen locker auf dem Oberlenker, ich versuche gelangweilt auszusehen und schaue ihm tief in die Augen: "Schnie, wenn Du gewinnen willst, musst Du fahren" Hektisch blickt Schnie zurueck. Enjoy schliesst gerade auf. Weit hinter ihm sind die drei Picardellics zu erkennen. Schnie beugt sich tief ueber den Lenker und versucht das Tempo weiter hochzuhalten. Gerade noch rechtzeitig, bevor ich mit einem tiefen Seufzer nach Luft schnappe, ist er wieder in der Fuehrung.

ImageImage Enjoy fragt vorsichtig an, ob wir denn jetzt zusammenfahren wollen. Noch wenig vertraut mit den Gepflogenheiten der kleinen Gruppe, erlaeutere ich ihm kurz, das wir sehr wohl zusammen fuehren. Er zoegert trotzdem und will nicht in den Wind. Schnies aufopferungsvolle Fuehrungsarbeit versickert damit ergebnislos. Neumi, Jantel und Luma schliessen auf. Um Ihnen eine Atempause zu goennen setze ich mich wieder an die Spitze. Schnie leidet hinter jeder Kurve. An ihm ist es die Luecken zuzufahren.

Warnposten schwenken ihre Flaggen. Pfiffe gellen.Die beruechtigte Linkskurve in Hirschsprung naht. Dieses Jahr ist die Strasse erstmalig trocken. Wir fahren zuegig ran. Vor uns ein Fahrer der Langstrecke. Er faehrt noch immer geradeaus, korrigiert seinen Kurs, zielt jetzt den Begrenzungspfosten an und klickt hektisch mit beiden Fuessen aus. Sein Gemaecht auf dem Oberrohr balancierend, kommt er auf der Wiese zum Stehen. Wir nehmen die Innenkurve und selbst ich verzichte aufs bremsen. Schnie mueht sich mit der 10 Meter Luecke. Wieder zusammen, beginnt enjoy erneut zu reden. Er quasselt uns muerbe. Es will immer noch mit uns zusammen fahren. Keiner versteht ihn.

Ein erster Blick faellt auf die Bobbahn. Ruhig fahren wir hinein. Schon die erste Rampe zwingt uns aus dem Sattel. Die Botaniker der grossen Runde schieben tief ueber ihre Lenker gebeugt rechts und links des Weges. Eine Kurve gibt den Blick frei auf die naechste Steigung. Zwei Mann stehen mitten auf der Strasse. Der rechte schiebt sein Rad ab und klickt das Pedal ein.

Bewunderung steigt in uns auf. An dieser Stelle anfahren zu wollen, setzt Kraft und Mut voraus. Es fehlt jedoch an beidem. Der Fahrer bekommt seine Kurbel nicht rum. Er stuerzt. Das Rad haelt an seinen Schuhen. Er rollt uns entgegen, das Rad schwingt im grossen Bogen auf uns zu. Seine Trikottaschen entleeren ihren Inhalt auf die Strasse, zwischen Riegeln, Trinkflaschen und Luftpumpen suchen wir uns einen Weg, seine weitere Bahn akribisch beobachtend. Wir bruellen seinen Partner aus dem Weg und schlaengeln uns vorbei. Knapp, verdammt knapp. Schweiss steht uns auf der Stirn.

Schnie nutzt die Anspannung und beschleunigt. Er blickt zurueck. Sehr frueh blickte er zurueck. Verdaechtig frueh. Ich bin beruhigt und fahre mein Tempo weiter. Am Bobstart warten unsere Betreuer, Flaschen werden getauscht. Michi haelt das Tempo fuer Sandra hoch., die hier bereits uneinholbar an der Spitze des Frauenfeldes der 120-Kilometerstrecke liegt.

ImageImage Die Trinkflaschen unserer Betreuer sichern uns einen riesigen Vorteil, der Veranstalter laesst den Teilnehmern bei 30 Grad an dem Verpflegungspunkt fingerhutgrosse Wasserbecherchen reichen. Wer hier auf reichlich Wasser hoffte, musste vom Rad und jeglichen ambitionierten Zielen abschwoeren. Eine kleine aber feine Haertepruefung fuer die ueberraschten Teilnehmer beider Strecken. Luma, der noch im letzten Jahr die erfolgreichere Uebergabe von Trinkflaschen organisiert hatte, schob sich 100 Meter hinter mir mit Neumi den letzte Rampe hoch. 50 Meter vor mir Schnie und neben mir enjoy. Eine gefaehrliche Konstellation. Urspruenglich wollte ich hier auf die anderen warten, befuerchtete aber nun eine Koalition der beiden und musste deshalb mitfahren, getrieben von der Hoffnung beider Kommunikation stoeren zu koennen.

Schnie blickte inzwischen fortwaehrend ueber seine Schulter. Ich erreiche ihn und wir wechselten wir gemeinsam durch, bis enjoy ebenfalls aufgeschlossen hat. Jetzt zog ich mich aus der aktiven Tempogestaltung zurueck. Enjoy oeffnete den Mund, fragt an, ob wir wohl zusammen fahren wuerden, eine Kurve trieb mich nach vorn. Das gerissene Loch lies ihn verstummen. Er kaempfte sich wieder ran. Schnies Blick begann sich zu verschleiern. Waehrend Schnie und enjoy auf den geraden Abschnitten dem Wind trotzten, konzentrierte ich mich auf die Kurven und machte ihnen das Leben schwer.

Wenig spaeter musste Schnie uns ziehen lassen. Seine Anstrengungen auf den ersten 20 Kilometern forderten hier ein Opfer. Er wurde zerrieben von den lautstarken Verheissungen eines Teamkollegen am Vortag in Grossenhain. Ein Sieg fuer die Kopfjaeger sollte es sein und Schnie der Sieger. So toente es mehrfach am Rande der Zeitfahrstrecke. Willig hatten wir den Fehdehandschuh angenommen, den uns Schnies Teamkamerad hingeworfen hatte.

Schnie, ein Opfer ueberbordeter Anforderungen vorgeblicher Freunde.

Enjoy versuchte weiterhin ein Gespraech ("Fahren wir zusammen?") am laufen zu halten. Vorsichtig geworden, hielt er sich nur noch seitlich versetzt und hinter mir auf. Wenn ich im versprechen wuerde, ihn mitzunehmen, dann wuerde er sich auch an der Fuehrung beteiligen. Eine ehrliche Antwort faellt an der Stelle schwer, Schnies Schicksal noch so frisch vor Augen moechte man keine Erwartungen wecken, an denen labile Persoenlichkeiten zerbrechen koennen. Jantels Ankunft erloeste mich aus der vergeblichen Suche nach einer angemessenen Formulierung. Zuegig wechselten wir durch Enjoy belauerte uns. Fragte immer wieder mal nach, ob wir ihn den mitnehmen wuerden.

ImageImage Niederfrauendorf lockt derweil mit einer faszinierenden Abfahrt

Aus Fehlern lernend (Grosswaltersdorf), lies ich die Augen offen und schaltete lediglich das Hirn ab. Wir schossen durch den Ort. Enjoy verlor zunehmend an Boden. Trotzdem konnten wir uns nicht endgueltig loesen. Nach laengerer Suche fand sich die Ursache. Ein kleiner Rest Ueberlebenswille schlummerte tief im Unterbewusstsein. Erst als sich das Unterbewusstsein gleichfalls in einem Daemmerzustand befand, tat sich die kleine Luecke zwischen Fuehrungssmart und Gartenzaun auf. Jantel folgte mir vertrauensselig. Um den Fahrer des Smart und seine Fahrerlaubnis zu schuetzen, verzichten wir auf die oeffentliche Bekanntgabe der gefahrenen Geschwindigkeit, 4 Punkte und einen Monat Fahrverbot gefaehrden die buergerliche Existenz des Mannes.

Anne ueberraschte uns am Ende der Steigung nach Reinholdshain mit reichlich frischem, klarem Quellwasser. Beim Informationsaustausch faellt unser Blick zurueck und wir erkennen entsetzt 50 Meter hinter uns das schwarze Trikot des Reichenbachers. Wir verabschieden uns hektisch von Anne und setzen unsere Fahrt zuegig fort. Enjoy platzt an der Steigung endgueltig auf. Von nun an sind wir wirklich allein. Allein mit den versprengten Resten der Langstreckenfahrer.

Reinholdshain, Oberhaeslich, Karsdorf. Possendorf, wir fliegen an Landschaft und Fahrern vorbei. Erst auf der Abfahrt nach Freital versuchen einige Mutige an uns dranzubleiben. Zweien gelingt das schwierige Unterfangen. Emporon XXL erlaeutert auch sofort und ungebeten, dass er in einem anderen Rennen fahre und uns deshalb keinen Windschatten bieten koenne. Wir vermissen die bisherige Ruhe und eine gewisse Sportlichkeit. Die Rotkopf-Goerg-Strasse macht uns die Trennung leicht.

Pesterwitz wirft seinen langen Schatten. Wir leeren die uns verbliebenen Flaschen. Am Fusse des Anstieges steht eine weitere Gruppe von Landschaftsphotographen mit ihren Raedern. Sie lassen uns die linke Strassenseite. Ein Cottbuser Trikot leuchtet aus dem Pulk heraus. Irgendetwas stimmt hier nicht. Die Welt, diese bizarre Gefuege, weist einen Fehler auf. Verunsichert blicke ich zu Jantel. Er zieht unschluessig die Schultern hoch. Etwas laeuft falsch.

ImageImage Ploetzlich hat Jantel die Eingebung. Es ist diese phantastische Ruhe. Ein Cottbuser Trikot und trotzdem herrscht Ruhe. Seit Schenkendoebern und Parchim ziehen sich uns beim Anblick eines Cottbuser Trikots schreckhaft die Trommelfelle zusammen. Doch jetzt, heute, hier, ist alles anders. Es herrscht idyllische Ruhe. Ketten zwitschern leise und Reifen surren auf dem Asphalt. Cottbus hatte ein Einsehen mit unseren gepeinigten Trommelfellen. Dankbar schicken wir ein Stossgebet ab.

Im oberen Teil des Anstieges haben Anwohner eine lebensechte Radfahrerskulptur aufgestellt. Bein Naeherkommen bemerken wir die detailgetreue Wiedergabe eines Picardellicstrikots. Erst der seitliche Blick offenbart uns, dass es sich um hier um unseren Christian handelt, der in der Einsamkeit des Pesterwitzer Berges zu einem neuen Lebensgefuehl fernab von Hektik und Stress gefunden hat. Seine Erleuchtungen an diesem Berg der Weisheit lassen ihn zu Recht den Titel "Guru" tragen. Er ist uns fortan ein weiser Lehrer.

Noch weiter oben, der Kopf scheint bereits an den Himmel zu stossen, empfangen uns Trommler mit harmonischen Rhythmen. Jantel verhaelt, wird langsamer und kommt zum Stillstand. Erst mein eindringliches Klopfen weckt ihn wieder aus seiner Lethargie. Benommen schuettelt er den Kopf, nimmt langsam Fahrt auf und taucht mit mir in die warmen Luftmassen auf der Coventrystrasse ein. Der Wind blaest uns gleichmaessig ins Gesicht. Die Tritte werden schwer. Unser Tempo sinkt stetig. Mit vereinten Anstrengungen halten wir die uns an die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung. Die Coventrystrasse nimmt kein Ende. Rechts und links stoppen Laermschutzwaende den suchenden Blick. Vor uns nur endlose Weite, ab und an eine einsam blinkende Ampel. Der ersehnte Tunnel kommt nicht naeher.

Endlich der Tunnel. Wir ergaenzen uns wieder einmal perfekt: Jantel hat Schwierigkeiten mit der Akkomodation beim Eintauchen in die Dunkelheit, waehrend ich noch lange nach dem Verlassen des Tunnels die Augen vorm Gleisen der Sonne verschliessen muss. Dresdens Geraeuschkulisse fuehrt uns sicher ins Ziel. Jantel wird aufgrund seines Vorsprunges aus dem Zeitfahren Sieger der Gesamtwertung. Der Veranstalter enttaeuscht hier ein weiteres Mal indem er auf die Ehrung des von ihm angebotenen Paketes Zeitfahren/Strassenrennen verzichtet. Gewertet und reichhaltig belohnt werden lediglich die Einzelrennen. Sinske freut sich sichtlich ueber die Schirmmuetze fuer seinen zweiten Platz, der Sieger ueber die 60 Kilometer ist nun stolzer ImageImageBesitzer einer unfoermigen Vase (oder handelt es sich um ein Goldfischglas?) und Neumi kann fortan mittels eines hochwertigen und extrem leichten Fernglases (2fache Vergroesserung) das pulsierende Leben seiner Strasse aus der Ferne betrachten.

Unsere Jungs aus dem Poesierennen schwaermten noch immer von der Landschaft. Sie berichteten stolz von der Eisenbahn, welcher sie am Bahnuebergang in Altenberg zuwinkten, waehrend das Feld wieder aufschloss. Matze freut sich noch immer, ueber den kurzen Ausflug ins Ostragehege, der in einen Podestplatz kostete. Krampfgeplagt verfehlte Picco im Sprint denkbar knapp das Podest, erfuhr im Zuge der gestrigen Ausfahrt

Thomas

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