Großer Preis von Debschwitz

Hey - Die Neuen Trikots sind da.

Um den Werbeauftrag für den Sponsor zu erfüllen, hieß es für dieses Wochenende das neue Logo bei so vielen Veranstaltungen wie möglich zu zeigen. Matze und Picco, Sandra und Holgi durchforsten Holzhau, Rudi und Neumi suchen zum wiederholten Male verlorene Kettenglieder an Greizer Anstiegen und Christian und ich schnicken in Gera um die Häuser.

Nein - für den Sponsor schinden wir uns nicht. Wir betreiben unser Hobby weil es Spaß macht. Und wenn wir dabei etwas unterstützt werden, passt es ganz gut und wir präsentieren dafür stolz die Farben unserer Unterstützer. So strahlt von jetzt an also ein gelbe 24 auf unserem Rücken. Dies bemerke ich so richtig, als ich die rote 13 kopfüber auf die noch freie Stelle des superneuen Trikots hefte.

So stehen Christian und ich am Samstagabend in einem sonst ruhigen kleinen Stadtviertel von Gera nahe der alten Radrennbahn und sinnieren über die doch eigenen Spielregeln von Kriterien, bestaunen, wie die Senioren von Axel Sinske gleich nach der ersten Wertung aus den Schuhen gefahren werden und bestätigen unsere Entscheidung für das 20 Runden lange Jedermannrennen. Im strahlenden Sonnenschein drehen die KTABC-Fahrer ihre 60 Runden und versuchen sich nicht von Europameistern und anderen Titeln unter den 4 Ausreißer überrunden zu lassen.

Warmgefahren und hoch motiviert stehen wir anschließend mit weiteren 17 Jedermännern am Start. Während Zuschauer und Renner zum letzten Mal an diesem Tag die Kriteriumsregeln vom Sprecher vorgelesen bekommen, verdunkelt sich die Szene. Die ersten riesigen Regentropfen platschen auf den löchrigen Asphalt von Debschwitz. Mit dem Startschuss bricht ein Sommerregen über uns herein. Wir klicken in die Pedalen rollen bergan um die erste Kurve und schießen schon völlig durchnässt bergab auf die nächste Kurve zu. Hier heißt es einsortieren und schauen wie die Bremsen greifen. Ein Glück, dass wir nur 19 Mann sind. Die ersten drei Fahrer kommen sauber durch. Alle Anderen bremsen und rutschen noch. Es fährt sich doch etwas anders als beim trockenen Einfahren 5min vorher. Die Drei sind weg. Auf einer ein Kilometer langen Runde mit 5 Kurven ist nicht weit bis zur nächsten und schon eiern wir durch eine Links-Rechts-Rechts-Kombination auf die Zielgerade. Diese offenbart uns leider den riesigen Abstand, den die Drei, nun heißen diese schon Ausreißer, haben.

Lauwarme Gischt spritzt mir ins Gesicht. Nein ich sitze nicht in der Südsee auf einem Segelschiff sondern schieße hinter zwei Rennern durch die tiefen Pfützen im Geraer Asphalt. Um die Kontaktlinsen vor diesem dauernden Wasserschwall zu schützen habe ich genau zwei Möglichkeiten: Augenzukneifen oder weniger Wasser abbekommen. Zweites kann ich nur lösen,  indem ich vor den beiden Spritzern fahre. Dies gelingt von Runde zu Runde auch besser. Der Blick klärt sich so langsam auf und ich bemerke, dass Christian auch noch gut dabei ist. Die Ohren sind nun auch gewaschen und vernehmen die Sprecherdurchsagen bei Zieldurchfahrt. 3 Mann - 7 Mann und dann der Rest ist wohl die Rennsituation. Zu Gunsten der Kontaktlinsen hole ich mit klarem Blick den letzten Wertungspunkt der 5. Runde als Vierter.

In den nächsten Runden gelingt uns der Anschluß an die Drei, die nun nicht mehr Ausreißer heißen. Christian übernimmt immer wieder meinen Platz und wir zirkeln um die nassen Kurven. Runde um Runde. Die harte Aufholjagd trübte wohl meine Wahrnehmungen wieder. Rundenzahlen und Wertungspunkte sind Zahlen, die sich bei mir nicht mehr verarbeiten ließen. Das Klingeln der Wertungsglocke weckte mich wieder und im anschließenden Punktsprint schob ich mich als Zweiter über die Linie. Geil. Zweiter. Entspannt rolle ich um die folgende Kurve und plane mein Ausrollen. Die Geschwindigkeiten der Anderen ließ mich aber am Ende des Rennens zweifeln und ich reihte mich wieder mit ein. Mist - doch noch 5 Runden. Mist - die gute Position verpasst.  Aber Geil - 3 Punkte. Also weiter. Jetzt überrunden wir auch noch den Rest des Feldes. Diese Fahrer nutzen die Chance und halten wieder mit rein. Christian fragt ob ich denn endlich wieder mit vorkomme. Auf den letzten beiden Runden gelingt mir dies aber nicht und Christian holt sich bei einem bravourösen  Zielsprint auch noch 4 Punkte. Mit dieser Punkteverteilung belegen wir Platz 4 und 5 und freuen uns über die vom Preisgeld beglichene originale Thüringer Rostbratwurst. Original war aber auch der thüringer Straßendreck, der in jeder Pore unserer Haut und vor allem in jeder Faser des jetzt grauen Trikots steckte.

der im frischgewaschenen weißen Trikot am nächsten Start stehende

Jantel

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