Rund um Buckow

Image ImageNach einer rauschartigen Woche, einem endlosen Fest der Freude anlässlich der Platzierung unseres Sprintasses Neumi (seine Freunde dürfen ihn MOS - Mister Oberschenkel - nennen) bei den ruhmesträchtiges Neuseenclassics, machten wir uns auf den Weg zu einem anderen Klassiker.

In Buckow erwartete uns ein international besetztes Fahrerfeld in einem KTABC-Rennen.

 

Während Neumi einsam und allein die Scherben der 6-tägigen Feier zusammenfegte und mit Tränen in den Augen seinen kümmerlichen Rest des mühsam gesparten Taschengeldes betrachtete, trotzten wir dem aufziehenden Regen und eilten in das Herz Brandenburgs. Rund um das Idyll des Buckowsees, in einem Ambiente, welches schon Brecht zu Höchstleistungen inspirierte, würden gemeinsam mit 80 Fahrern um die begehrten und das Leben in der Midlifecrisis lebenswert machenden BDR-Punkte kämpfen.

Mit der Autobahn verließen wir auch das langgestreckte Regengebiet und erfreuten unser Auge und Material mit dem Anblick trockener Straßen.

Am Start nahm DD (Dirks Desaster) seinen Anfang. Sehr zum Missfallen einer Wettkampfrichterin, hatte Dirk es gewagt Hand an den Startwagen zu legen.

"Der Wagen steht auch alleine"

(aus Gründen der Verständlichkeit verzichte ich auf die exakte Wiedergabe des einheimischen Dialektes) brach es aus der frustrierten Dame heraus.

"Ja, Ja. Ich weiß."

war dann zwar als Antwort inhaltlich richtig, entsprach aber ganz offensichtlich nicht der erwarteten Reaktion. Und so ergoss sich ein Schwall Schimpf und Schande über unseren zusehends verwirrteren Dirk. Die Wut der Dame sprang über und ein Fahrer, der die Ecke seiner Startnummer zu weit umgebogen hatte, fing sich gleich noch eine finanzielle Strafe ein, da die Werbung nicht mehr lesbar war. Aus "Rund um Buckow" war durch seinen eigenmächtigen und sinnentstellenden Eingriff "Rund um Buckov" geworden. Glücklicherweise schoss die eigens herangeführte Startkanone in diesem Moment das Rennen an und das Feld suchte eilig das Weite vor der tobenden Furie.

Die zahlreichen polnischen und tschechischen Fahrer übernahmen sofort die Führung und gaben erst nachdem 4 Fahrer weggekommen waren etwas Ruhe. Es war ein sehr kurzer Moment, der zum Durchatmen blieb, dann reagierten die Berliner Mannschaften und versuchten nun alles um ihre Fahrer ebenfalls nach vorn zu bringen. Nach drei Runden waren 18 Fahrer weg, Erschöpfung grassierte und Michi bezahlte seine Tempoarbeit der ersten Runden vorm Schlussfahrzeug.

Mit Dirk am Hinterrad, hoffte ich mit wenigen strafen Wechseln wenigstens zu den zuletzt gegangenen Ausreißern, 100 Meter vor uns, aufschließen zu können. Ein erster bettelnder Blick über die Schulter, veranlasste Dirk lediglich sich noch tiefer über den Lenker zu beugen. Nachdem auch der letzte Zellsauerstoff aufgebraucht war, versuchte ich einen zweiten Blick, verbunden mit einer eindeutigen Bewegung des Ellenbogens.

Dirks Desaster nahm seinen Lauf.

Langsam, sehr langsam legte er sein tschechisch-polnisches Lexikon weg und schob sich an mir vorbei. Die Rechtskurve auf die Hauptstraße, üblicherweise Dirks Gelegenheit eine 50-Meter-Lücke hinter sich aufzutun, veranlasste unseren besten Abfahrer zu zögerlichem, weitausholenden Bogenschlägen. Dirk versank schnell wieder in seinen Lexika, Wörterbüchern und lies sich am Ende des Feldes von den verbliebenen Polen und Tschechen die Diktate korrigieren.

Eine Runde später wurde endlich mein derzeit dickster Freund wach und offenbarte eine bis dato unvermutete Fitness, allerdings war es zu spät um wirklich eingreifen zu können. Wir genossen die letzten Runden, um im Sprint erfolgreich zu versagen.

Dirks Desaster setzte sich unaufhaltsam fort.

Die fehlende Unterschrift auf dem entscheidenden BDR-Dokument setzte ihn nochmals der Willkür der Schiedsfrauen aus. Eine Stunde und 3 Runden zwischen Anmeldebüro und Zielwagen später, hatte er sich bei Hinz und Kunz entschuldigt, alles mögliche unterschrieben, Krämpfe in den Waden und war moralisch zerstört. Ein ehemals stolzer, ein starker, ein großer Mann war innerhalb von 3 Stunden 30 Minuten zu einem willenlosen, gebrochenen Wrack geworden, welches stockend und mit hörbarem Akzent tschechisch, mit polnischen Brocken durchsetzt, spricht

Unsere Frauen retteten die Ehre der Picardellics, nachdem auch noch einer unserer Senioren im Jedermannrennen an den steilen Wänden der märkischen Schweiz zerbrach. Sandra kämpfte sich tapfer und mit einer im Männerbereich bisher unbekannten Härte über sechs Runden auf Platz zwei. Und Grit, unsere Grit, die in den Momenten, in denen es ernst wird, gern von Sidi wieder zu Turnschuhen wechselt, Grit zog durch. Sie behielt diesmal die Radschuhe an, stürzte über einen herumliegenden Jedermann, wartete bis Michi herangeeilt war, um ihr die Kette zu entwirren und schloss dann gemeinsam mit Anke zum Feld auf. Einmal in Fahrt sind unsere Frauen, das Glück einer jeden gut eingerichteten Küche, nicht mehr zu stoppen. Sie zogen durch, ließen das Feld hinter sich und siegten unangefochten nach 36 Kilometern. Ein hochdotierter Reisegutschein honorierte diese gigantische Kraftaufwendung.

Begeistert Beifall spendend,

Thomas

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