Rund um den Sachsenring

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Dirk V.

Tja, da sitze ich nun hier am späten Abend eines Tages im August des Jahres  2007, eines Tages mit einer gewissen Relevanz, zumindest für mein bescheidenes sportliches Leben. Die Konsequenz der Begebenheiten dieses Tages ist nun, dass ich zum Schreiben dieses Berichtes verpflichtet worden bin. Aber ich wäre wahrscheinlich in jedem Falle dran gewesen, auch oder erst recht, wenn ich es vergeigt hätte. Aber zur Sache.

 

 

In Anbetracht des für mich nahenden Saisonabschlusses hatte ich mich dazu entschlossen, die Fraktion der Kurzstreckenfahrer (auch bekannt als die Herren der Vatirunde) zum kleinen Sachsenringjedermannrundstreckenrennen ins beschauliche Hohnstein-Ernstthal zu begleiten. Mit der üblichen Schlafinsuffiziens stieg ich um 6:30 in den Sharan, um kurz darauf mit der psychologischen Keule die heutige Zielvorgabe mitgeteilt zu bekommen. Es ging nicht um das Podium, nein, es ging um nichts Anderes als die mittlere Position auf selbigem. Das hatten sich die Herren und die Dame hinter meinem Rücken schön ausgedacht. Schließlich willigte ich ein, dass ich grundsätzlich (ich weiß Rudi, du liebst dieses Wort) gewinnen wolle, so dass der Tellerjan Ruhe gab. In Kaditz stiegen schnell noch Neumi und Rudi ein und 45 min später waren wir am Ort des Geschehens. Allerdings schien der Ort noch zu schlafen und nur langsam trudelten die Verantwortlichen ein und begannen mit dem Aufbau. Nach der Anmeldung mit Begutachtung der Startliste sowohl des JM-Rennens als auch des danach folgenden richtigen Rennens ging’s gleich auf die Strecke zur Besichtigung. Schließlich wollten wir dieses Mal nach den Ver(w)irrungen der letztjährigen Ausgabe wenigstens die Strecke kennen. Es gab nach den Aussagen meiner Mitfahrer gewisse Änderungen. Die entscheidende war der Berg kurz vor dem Ziel. Dieser war länger und etwas steiler als der des vergangenen Jahres, dafür aber asphaltiert. Allerdings war dadurch die Zielgerade sowohl länger (ca. 200 m) und leicht abschüssig und bot sich somit theoretisch für einen mir wahrscheinlich eher ungelegenen Sprint an.

 

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Warten auf den Start
Punkt Zehn fiel der lautlose Startschuss für das Feld der 85 Fahrer und einer Fahrerin. Kurz darauf ging es gleich in den Anstieg des Badberges hinein. Rudi rührte ein wenig im Getriebe, aber alle Picardellics blieben in der sich schon hier bildenden großen Führungsgruppe. Nach dem Berg begann dann gleich das sich in den folgenden Runden wiederholende „Gebummel“. Keiner wollte in den Wind, so dass es schwierig war sich vorn aufzuhalten ohne gleichzeitig ständig im Wind zu sein. Aber spätestens seit Plauen ist ja bekannt, dass es mir im Windschatten meist zu warm ist. Auf der langen Abfahrt zurück in den Ort, die mir trotz des welligen Straßenbelags, aber wegen des Fehlens enger Kurven sehr lag, zog sich das Feld jedes Mal in die Länge. Gelegentlich hatte ich sogar den Eindruck, man könnte hier mal vorn herausrollen, aber es fand sich dann doch immer wieder jemand, der etwas dagegen hatte.

 

So vergingen die Runden. Viel passierte nicht, außer dass sich der mir bekannte Vorjahressieger in der 2. Runde standesgemäß präsentierte, in dem er Tempoarbeit leistete und trotz der Hügel das Feld anführend die Ziellinie überquerte. Ansonsten gab es die eine oder andere Attacke, die klassisch mit lauthals gerufenen Richtungsangaben aus dem Feld beantwortet worden. Und meine drei Picardellics-Kollegen, namentlich Rudi, Tellerjan und Neumi warfen sich immer wieder nach vorn in den Wind, um speziell in den Bummelabschnitten mal ein bisschen Schwung in den Laden zu bringen. Das erhöhte den mentalen Druck auf mich allerdings umso mehr. Eine weitere schwere Tagesaufgabe war die korrekte Selbstpräsentation für unsere am Zielberg platzierte Fotografin Franzi. Lächeln, Kopf hoch und Beine versetzt. Ich glaube, alle haben sich redlich bemüht.

 

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So wird durchs Ziel gefahren!
Beim letzten Durchgang wurde es dann am Badberg endlich mal spannend. Die bisherigen, viermaligen Auffahrten waren ja relativ entspannt gewesen; so ruhig, dass Rudi die Gelegenheit nutzte, seine Schuhplatten zu wechseln, wie er mir auf der Heimfahrt gestand. Jemand attackierte also ernsthaft und der DKV-Mann ging mit. Ich auch. Oben waren wir zu fünft und hatten einen gewissen Vorsprung, den wir allerdings bald wieder eingebüßt hatten, weil die Zusammenarbeit nur mangelhaft funktionierte. Also, alle wieder zusammen. Rudi attackierte dann ein letztes Mal am kleinen Hügel nach der Abfahrt und es hatte den Anschein, als wollte er um jeden Preis eine imaginäre Hügelprämie gewinnen. Irre, was in dem Kerl steckt. Kaum war er aus dem Wind, fiel das Tempo in den Keller, so dass plötzlich der DKV-Mann 10 m vor dem Feld fuhr. Da musste ich etwas unternehmen, bevor er vielleicht wirklich gegangen wäre. Ich fuhr an ihn heran, keiner folgte, so dass die Devise nur heißen konnte: Alles oder Nichts. Ich trat an, rief „Vollgas“ zu ihm, hoffend, wir könnten zu zweit mehr erreichen. Dann gab’s nur eines, treten bis zum Anschlag, selbstbewusst und ohne sich umzusehen, wie es der sportliche Leiter bei anderer Gelegenheit vorgegeben hatte. Der Puls erreichte Werte deutlich über 180. Durch die Beine konnte ich erkennen, dass er noch dran hing. Wegen der zuvor gemachten Erfahrungen schlecht laufender Gruppenarbeit (wobei er einer der wenigen war, der wirklich gearbeitet hat) verließ ich mich sicherheitshalber auf mich selbst. Ich ging dabei natürlich das Risiko ein, nach 1,5 km Vollgas im Wind am letzten Berg abgekocht zu werden. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Als ich mich dann doch mal umsah, entdeckte ich mit Erschrecken, dass sich doch noch drei weitere Fahrer herangekämpft hatten. Das ärgerte mich zum Einen schon, motivierte mich aber umso mehr in der Steigung. Die davorliegenden drei Kurven konnte ich trotz Pflaster erstaunlich schnell nehmen und der DKV-Mann kam mir ein wenig zu Hilfe, da er die Kurven - wie schon in früheren Runden beobachtet - relativ langsam nahm und mir damit den Rücken frei hielt. Gut, dass Franzi nicht mehr am Berg stand, denn dieses Mal war es nichts mehr mit Lächeln. Ohne mich umzusehen hackte ich da hoch, hatte oben dann 10 m Vorsprung. Der zukünftige Zweitplazierte ergab sich dann seinem Schicksal, so dass ich mich ohne echten Sprint auf eine standesgemäße Zieldurchfahrt konzentrieren konnte.

 

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Siegerehrung
Wahnsinn! Unglaubliche 6 Jahre hat es bis zur ersten Podiumsplatzierung (Einzelwertung) gedauert, und dann auch gleich noch zu einer richtigen gereicht. Ein irres Gefühl. Fast wie …, ok, vielleicht nicht ganz. Aber nun habe ich endlich auch mal einen eigenen Pokal zu Hause stehen. Die drei roten Rosen sollten nach Aussage des Offiziellen zur Bestechung der drei wichtigsten Frauen im Leben eines Mannes dienen, damit ich auch weiterhin Radfahren darf. Aber aus der Sicht sind ja im Moment keine Probleme zu erwarten, so dass ich dieser Mittel nicht bedarf.

 

Nach einer entspannten Heimfahrt durfte ich dann zur Belohnung im Rahmen einer schönen Tour rund um Moritzburg und im Radebeuler Hügelland mit den zwei Picardellics-Radamazonen Kerstin und Franzi zum Tagesausklang noch ein wenig die Beine lockern.

 

So, ich möchte nun noch einmal die Gelegenheit nutzen, mich an dieser Stelle ausdrücklich bei meinen Mannschaftskollegen Tellerjan, Rudi und Neumi zu bedanken, ohne deren selbstlosen Einsatz dieses Ergebnis wohl kaum zu erzielen gewesen wäre. Vielen Dank auch an Franzi für’s Fotografieren und an Mischka für die mentale Einstimmung am Vorabend.

 

Schwebend im sechsten Himmel

 

Dirkus

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