Rund um den Sachsenring

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Siegerehrung
Während Frank beim Leistungstest am Mittwoch noch locker 550 Watt mit Grundlagenpuls trat, veranlasste Jans hoher Blutdruck die niedliche Diplomantin zu fürsorglicher Rundumbetreuung.  Leider war in Franks Fall das Gerät defekt und an Jan interessierten wirklich nur die Zahlenwerte. Doch die männliche Psyche nimmt derartige positive Reize gern und dauerhaft auf, um damit hoch motiviert am Sonntag nach Hohenstein/Ernsthal aufzubrechen: der BDR versprach im Zuge des Profirennens ein Rennen für die Jedermänner auszurichten. Und zum Saisonausklang noch mal 43 km entsprach durchaus unserer, wie schon angedeutet, hochmotivierten Interessenslage.

Nach einigem verbalen Vorgeplänkel unter weidlicher Ausnutzung der freien demokratisch abgesicherten Meinungsäußerung  fand sich der Rest der Picardellics (die A-Mannschaft fuhr beim Ötzi mit, die Elite bestritt ein Mountainbikerennen) 9.00 Uhr am Bahnhof Cotta. Dank Franks freundlichem Chef, brachten wir die 4 Frauen und 10 Männer bequem in 2 Fahrzeugen unter.

10.30 Uhr saßen wir in Hohenstein/Ernsthal auf den Rädern und suchten die Rennstrecke, eine Ausschilderung gab es nicht. Die Strecke konnte man nur anhand der im Kreuzungsbereich seitlich stehenden Absperrgitter erahnen. Die Streckenposten wussten von nichts, konnten uns weder sagen wohin noch woher das Fahrerfeld kommen würde. Mit meinen alten C-Streckenkenntnissen fanden wir uns in einer Baustelle wieder. Gut, da noch genügend Zeit zum Start blieb versuchten wir es in der anderen Richtung, gegen die Fahrtrichtung, noch mal. Und wir konnten die Lücke schließen. Wegen die Baustelle war die Strecke kurvenreich durchs Wohngebiet, zwischen die Garagen und über die Hinterhofe gelegt worden. OK, Streckenkenntnis war der halbe Sieg. Allerdings wurden nun schon die ersten Stimmen laut, das wir doch wohl lieber die ersten beiden Runden still halten sollten und mädchenhaft auf die anderen Fahrer starrend, warten bis jemand anders los fährt, antritt, attackiert. Lieber bloß mitfahren als sich selber quälen….Man man man, bloß gut, das mancher Spruch, mancher Bericht im Nachgang plötzlich zu unverstandenen Witz wird.

Am Start standen dann knapp 60 Fahrer, ein Viertel des Feldes stellten wir damit schon mal. Der Sprecher teilte uns netterweise noch mit, dass entgegen allen Ankündigungen lediglich 3 Runden gefahren werden. Mit dem Startschuß übernahm Mischka die Führung und drückte in den Berg, den berüchtigten Badberg hinein. Aus den Parchimer Erfahrungen lernend, schlug er diesmal nicht sofort sein Maximaltempo an. Trotzdem gelang es das Feld auf den ersten 500 m deutlich zu teilen. Oben angekommen zeigte sich bei den ersten Mitfahrern eine deutliche Windempfindlichkeit, jegliche Führungsarbeit wurde strikt vermieden. Da die Picardellics jedoch nahezu geschlossen über den Berg gekommen sind und einige wenige, trainierte Mitfahrer ebenfalls Interesse an einem vernünftigen Tempo zeigten, lies sich der nächste Teil der Runde durchaus als Radrennen empfinden: der Puls klopfte in den Ohren, die Atmung wurde von lauten Geräuschen begleitet und der Blick wurde starr. Hinter der ersten Linkskurve steht das Führungsfahrzeug auf der rechten Straßenseite im gemütlichen Gespräch mit den Polizisten, die mit ihrem Fahrzeug die linke Straßenseite blockieren. Der Fahrer vor mir schweigt und sucht eine Lücke, das Führungsfahrzeug reagiert auf das einsetzende Gebrüll des Feldes mit einer Schockstarre. Vor der Auffahrt auf die Bundesstraße setzt sich das schläfrige Führungsfahrzeug wieder an die Spitze, um sofort wieder zu stoppen und den Wochenendverkehr passieren zu lassen. Saubere Sache! Sind die gerade wachgeworden?? Wir schießen zwischen den Fahrzeugen durch. Welche Seite ist eigentlich gesperrt? Auf beiden Seiten der Absperrung finden sich Radfahrer und Fahrzeuge. Noch nie war der Puls auf einer Geraden so lange so hoch. Dann die Abfahrt hinunter ins Wohngebiet, Mischka forciert nochmals das Tempo, das Feld zog sich in die Länge. Wir kannten die Strecke vom warmfahren und konzentrierten uns auf die folgenden kurzen und kurvigen Steigungen. Geradezu war schon die Baustelle zu sehen, Mischka hielt das Tempo immer noch hoch, verdammt hoch. Man, so jung muß man sein, will er wirklich mit dem Tempo in die Linkskurve? Lutz und Rene’ kleben an seinem Hinterrad. Da der Abzweig. Vorbei! Mensch, Jungs, wozu fahren wir die Strecke denn ab. Mit einem Brüller locke ich wenigstens alle anderen in den Garagenhof und finde mich plötzlich an der Spitze des nun noch kleineren Feldes wieder. Das Führungsfahrzeug ist sicherheitshalber mal ein Stück weit vorgefahren und weit außerhalb unseres Blickfeldes. Da ist es wieder und, und steht in der Seitenstraße, die definitiv nicht zur Rennstrecke gehört, also wieder gebrüllt und das Feld mit auf den wirklichen Kurs genommen. Jetzt finden sich wieder mehrere Absperrzäune rechts und links. Wir sind noch richtig. Das Tempo bleibt hoch. Genau, da vorn sind ja auch die Streckenposten. Die sitzen immer noch neben der Kreuzung und warten auf eine Ansage. Gut das der VW-Transporter, dessen Fahrer etwas entgeisetr blickt, uns durchlässt. Die erste Zielpassage. Überlebt.

Superorganisation. Ok. Wenigstens ist die Strecke jetzt klar. Mischka hat sich wieder herangekämpft, Rene und Lutz mussten Ihren Verfahrer mit dem Verlust der Spitzengruppe teuer bezahlen.

Das zweite Mal in den Badberg, der Fahrer mit der  44 fliegt immer noch leichtfüßig hoch. Na prima, wenn der oben antritt, wird es hart dranzubleiben. Schwein gehabt, der typische Bergfloh, er versucht es gar nicht auf der Flachen oder bergab. Na dann schaun wir mal, ob hier nicht noch etwas geht.

Die dritte Badbergpassage. Jan setzt sich locker an die Spitze. Ich konzentrier mich inzwischen nur noch auf ein kleines Stück Asphalt vor meinem Vorderrad, die Augen tränen, die Oberschenkel schwellen auf Hüftgröße an, die Ohren klingeln. Plötzlich setzen die Halluzinationen ein, oh Gott, Kotze, ich höre eine Dampflokomotive hinter mir. Es schnauft und pfeift und kracht. Langsam lasse ich wieder Blut aus den Schenkeln in die Augen strömen, versuche den Kopf zu drehen und zu fokussieren: Mischka, es ist Mischka der diese Geräusche produzierend sich langsam an mir vorbeischiebt. Sein Oberkörper weit vorgestreckt, das Kinn auf dem Vorderreifen und die Zunge zwischen den Speichen.

He, Mischka. Jetzt wird er wieder langsamer. Ich versuch es noch mal lauter. Und noch mal. Oh, oh, seine Ohren sind abgeschaltet. Ein kleiner Schubs. Er reagiert nicht. Das Pfeifen wird aber leiser, die Zunge ist auch nicht mehr so blau und das Weiß seiner Augen ist auch wieder klarer. Da müssen wir nachher noch mal genauer schauen. Jetzt erstmal wieder Tempo machen, bergab ist das hohe Gewicht durchaus von Vorteil. In den Gegenanstieg mit einer Attacke hinein. Der Fahrer im Gerolsteiner-Trikot beißt mit, Mischka hängt auch dran. Wir sind zu dritt. Wechseln durch. Und noch mal. Dann hackt sich der Rest der Spitzengruppe wieder dran. Raus aus der Führung, durchatmen und noch mal Kräfte sammeln. Auf der Abfahrt gebe ich Jan Bescheid, in den Berg rein würde ich noch mal fahren, bzw. es versuchen, wirklich sicher war ich mir nicht, wie das Ergebnis aussehen würde.

Einer der anderen Fahrer fährt schon mit ordentlichem Druck in die Steigung rein, ich kann den Schwung nutzen, lass den Gang stehen, höre noch ein klägliches, weinerliches „Achtung, links“ und bin weg und allein. Die Atmung geht schwerer und schwerer. Kotze, wie weit den noch. Los die letzte Steigung und dann kommt die lange Gerade. Da ist die Gruppe wieder ran. Jan setzt sich an die Spitze, drosselt das Tempo. Zwei andere Fahrer gehen aus dem Sattel, treten an, Mischka kontert, er tritt an, beschleunigt und, und knallt erbarmungslos , unvermittelt und ungebremst gegen eine Mauer aus Schweiß, Laktat und  Erschöpfung. Frustriert und mit dicken Beinen reiht er sich wieder ein. Jan schließt die Lücke, führt die Gruppe weiter an. Alle beobachten sich, gleich kommt die letzte Steigung mit dem Kopfsteinpflaster. Da tritt Jan an, im Sitzen beschleunigt er, hat 5 Meter, 6 Meter Vorsprung. Bevor die anderen reagieren können, werden es 10 Meter. Er geht als erster in die Linkskurve, drückt die letzte Steigung hoch, ist auf der Zielgeraden und wird mit satten 10 Metern (in der Ergebnisliste werden es dann 10 Sekunden) Sieger des Rennens in Hohenstein/Ernsthal. Mischka kullert vor mir ins Ziel. Der überrundete Fahrer zwischen uns wird dann von den kompetenten Wettkampfrichtern auf Platz 8 gesetzt.

Kurz nach uns kommt mit dem einsetzenden Regen die erste Frau, Grit, ins Ziel. Leicht enttäuscht, hat doch sogar Bratwurst, unser neustes Mitglied, sie überholt. Anke hat im Ziel noch freie Fahrt, während Anne und Angie, die das Rennen gut gelaunt beschließt, sich schon durch die Fahrer des Eliterennens drängeln müssen… Ist eben alles super organisiert, hier in Hohenstein/Ernsthal…. Die Ergebnislisten gab es dafür recht zügig, Jans Siegerzeit 42.15 min und die Streckenlänge 43 km ... Alles eine Frage der Organisation, weshalb es dann noch Ergebnislisten mit der Angabe von 30 km und Urkunden über 36 km gab.....Image

Für Jan und das Team war es optimal, allerdings wären weder Dirk noch ich wegen 30 km aufgestanden. Zum Glück lässt der Regen nach und Rene’ sowie Mischka folgen meinem Vorschlag für eine gemütliche Radrückfahrt nach Dresden. So werden es dann doch noch 150 km und ein vernünftiger Eintrag im Tagebuch von

Thomas

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