Auch wenn ich mal wieder nicht im Ziel angekommen bin, will ich trotzdem ein paar Zeilen schreiben. Ich bin glücklich und zufrieden. Obwohl ein wenig Sehnsucht und Traurigkeit aufkommt, wenn ich sehe, wie die letzten Punkte sich auf der Landkarte bewegen, zehre ich immer noch von den Glücksgefühlen der 420 gefahrenen Kilometern. Schon seit drei Jahren geistert dieses Rennen durch meinen Kopf. Ein Rennen rund Tschechien mit ca. 1250 km. Start und Ziel ist in Třinec im östlichsten Zipfel, Umkehrpunkt in Skalná in der Nähe von Aš. Donnerstag 12:00 sollte es los gehen. So fuhr ich am Mittwoch mit meinen Begleitteam nach Třinec.
Das Team waren meine Anne und die Elisabeth, eine Arbeitskollegin (und mit diesem Wochenende eine sehr gute Freundin), die mich schon seit dem Winter fragte, ob ich es erst meinte und sie mitkommen kann. Das Hotelzimmer war bereits durch den Veranstalter gebucht. Am Start waren 14 Männer und eine Frau. Gestartet wurde einzeln im Abstand von 3 Minuten. Das war recht angenehm und brachte Ruhe ins Feld. Noch schien die Sonne bei schönen 25°C. Zirka anderthalb Stunden später fing es mit Nieseln an. Später wurde Regen draus. Das Thermometer fiel bis auf 11°C. Ich baute mir meine Schutzbleche dran und zog mich wärmer an. Im Kopf stimmte alles. Ich genoss das Radfahren, den Regen, die Landschaft. Meine Begleiterinnen „arbeiteten“ hervorragend, kochten Kaffee, reichten mit tschechische Hörnchen und Kolačky. Es funktionierte alles wunderbar und es gab eigentlich keinen Grund, selbst bei dem Regen und den kühlen Temperaturen, die Schleife durch Tschechien nicht zu beenden, und das bevor die Sonne ein drittes Mal untergeht! Doch leider zwickten bereits nach 100 km meine Knie. Es gab keinen erfindlichen Grund dafür, hatte ich doch dieses Jahr schon alles „trainiert“: Flachland, Berge, Nachtfahrt, Regen, Kälte, unzählige 250(und mehr)-km-Runden im Erzgebirge. Und immer ohne Probleme. Hätte jetzt eigentlich alles funktionieren müssen. Also wurden die Wehwehchen erst einmal ignoriert. Es lief ja auch gut und wir waren zügig unterwegs. Befürchtungen hatte ich bei der Nachtfahrt im Regen. Doch mit Lichtunterstützung von hinten war auch das einfach nur schön. Als es langsam wieder hell wurde, waren wir in Mělník. Die Knieschmerzen waren hier nicht mehr ignorierbar und ich entschloss abzubrechen (Aufgeben wäre hier das falsche Wort). Es war kurz nach 5 Uhr. Der Tacho zeigte 421 km. Wir waren 16,5 Stunden unterwegs. Ein Blick auf die Karte verrät, dass das schon ganz schön weit war und dass das die Wenigsten mit dem Rad am Stück fahren würden. Und doch war es nur ein Drittel von dem, was auf dem Plan stand. Uns Drei ging es gut und wir hatten zusammen immer noch viel Spaß. Nur leider ging es nicht weiter. So steckten wir das Rad ins Auto und fuhren nach Hause. Mělník war ein guter Punkt aufzuhören. Auf der Rundfahrt ist hier die Entfernung nach Dresden mit am kürzesten. Gegen Mittag waren wir in Dresden zurück und fielen ins Bett. Und ich bin stolz auf jeden gefahrenen Kilometer und vor allem auf meine Mädels. Noch am gleichen Abend erhielt ich eine SMS von Elisabeth, sie wäre nächstes Jahr wieder mit dabei und ihr Freund auch. Zu Dritt im Begleitteam geht es wahrscheinlich auch besser durch die zweite Nacht, wenn ich denn bis dahin komme. Am Start werde ich nächstes Jahr auf jeden Fall wieder stehen, vor allem wenn ich weiß, dass mein Dream-Team mich begleitet. Sonnabend Nachmittag kam der ersten Fahrer ins Ziel. Er war 51:36 unterwegs. Von den 15 Startern kamen nur 5 in Třinec wieder an. Leider musste auch die einzige Frau 250 km vor dem Ziel aufgeben. Noch ein Wort zur Organisation. Von den tschechischen Radsportveranstaltungen bin ich ja schon seit dem letzten Jahr begeistert. Die Präsentationsveranstaltung war bestens. Es gab ein Raodbock mit Kartenmaterial und detaillierter Wegbeschreibung für die komplette Strecke. Am Start der lokale Fernsehsender (die Nachrichtenmeldung gibt es später sicher wieder zum Download). Am Wendepunkt gab es eine Verpflegungsstelle mit warmen Essen, und am Sonntag eine große Feier in Třinec. Von den Organisatoren war irgendwie immer jemand erreichbar. Die Internetseite ist hervorragend (http://extremrace.3nec.cz/). Neben einem Online Book gab es eine Karte, auf der permanent die Positionen der Fahrer angezeigt wurde. Und das Ganze für 70 Euro. Bis zum nächsten Mal Lutz
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