Nachdem der erste vorsichtige Test in Buckow, sagen wir mal, interessant verlief, galt unser Bestreben den neuseenclassics und dem dort zu verteidigenden Vorjahressieg. Ralf W. fuhr 2005 locker und entspannt aus dem Feld heraus, verlor dabei seinen sich verzweifelt wehrenden Mitfahrer und siegte auf dem flachen, windigen Kurs „Rund um die Braunkohle“. 2006 standen 4 Männermannschaften und eine Damenschaft der Picardellics 11.00 Uhr am Start in Zwenkau. Bei knapp 1000 gemeldeten Startern war es uns wichtig weit vorn zu stehen, weshalb wir bereits kurz nach 10.00 Uhr wenige Meter hinter der Startlinie standen. Dort trafen wir das Berliner Team „ferox bikekult“ wieder, die bereits in Buckow als ernsthafte Konkurrenz erkennbar wurden. Die knappe Stunde blieb noch ausreichend Zeit auf Ralf W. zu warten (er kam nicht), ein Gel auf der rechten Hand zu verteilen (lies sich bis zum Start rückstandsfrei entfernen) und reichlich Wasser abzuschlagen (die Aufregung treibt). Der Wind wehte stetig und kühl aus West, glücklicherweise hatten die Böen mit Sturmspitzen gegen Morgen nachgelassen, so dass es lediglich hart aber nicht grausam werden würde, auf den flachen und kurvigen 110 km. Bei der morgendlichen Anfahrt konnte ich 25 km der Rennstrecke, mich locker warm fahrend, inspizieren. Da ich in der Gegend groß, so schön groß, geworden bin, kannte ich auch den etwas längeren Rest der Strecke recht gut und hatte Befürchtungen, Befürchtungen, dass durch die fehlenden Steigungen das Feld lange zusammenbleiben würde und die zahlreichen scharfen Kurven sturzrelevant werden könnten, dann noch der böige Wind, der das Feld auf die Windkante und in den daneben liegenden Graben treiben könnte na ja, mal schauen. Mit dem Startschuß ging dann die Post ab. Vom angekündigten Führungsfahrzeug zum kontrollierten Einfahren war jedoch nix zu sehen und die Jungs von bikekult zogen ordentlich am Lenker und das Feld in die Länge. An der Auffahrt auf die B95 mußten wir das führende Polizeifahrzeug aus dem Weg brüllen, da dieses ursprünglich erst den fließenden Autoverkehr passieren lassen wollte. Die kurze Verzögerung lies das Feld wieder etwas kompakter werden und Lutz M. in die Führung gehen. Von da an war die Spitze stetig blau-weiß, unsere einfache und wie sich zeigte erfolgreichen Taktik, lies die Mannschaften 2 und 3 stetig attackieren, während die drei verbliebenen Männer der Mannschaft 1 (Ralf W. fehlte immer noch und blieb dem Rennen bis zum erfolgreichen Ende fern, aber wir sind nicht nachtragend, nur stolz auf unser gutes Gedächtnis…) sich schonen mussten, um am Ende noch etwas(wie gesagt infinitesimal) zusetzen zu können. Überraschend früh bildete sich eine kleine Spitzengruppe: Pico, unserer Bergspezialist und Sieger des MTB-Rennens „Rund um Bukow“, dem die Berliner sicherheitshalber Ihren besten Mann mitschickten. Ja und die beiden „gingen“, lange noch in Sichtweite, es wollte jedoch niemand hinterherfahren. Es wäre auch anstrengend gewesen im Wind vorn zu fahren, anstrengender als hinter Jan zu kuscheln. Und so wurde der Abstand größer und größer und irgendwann waren beide nicht mehr zu sehen. Zwischenzeitlich versuchten es zwei weitere Fahrer hinterherzufahren. Es blieb bei einem tapferen und recht kurzen Versuch. Das Feld blieb weiter geschlossen und ruhig hinter Jan. Bei km 36 forderten die Kurven Stockheims ihre ersten Opfer. In einer Linkskurve räumten sich einige Fahrer ab und teilten das Feld. Hart aber herzlich war dies der Moment für Jan das Tempo spürbar und anhaltend zu erhöhen, um die Übersichtlichkeit und die Transparenz in der verbleibenden Gruppe zu fördern. Für die Fahrer im hinteren Teil der ehemals sehr großen Gruppe bedeutete dies einen langen und intensiven Kampf gegen den Wind. Der Kampf war nicht für alle erfolgreich. Leider blieben dabei auch einige Picardellics auf der Strecke. Im Hauptfeld waren wir nun noch zu fünft. Thomas D. hielt sich eisern bis zum Schluß in der Gruppe und sicherte damit der zweiten Mannschaft den 5. Platz in der Mannschaftswertung. Jan war auch nach heftigem Zureden nicht aus der Führung zu bewegen. Ok, wenn er denn mal nicht führte ging das Tempo noch mehr gegen 30 km/h, da war es schon besser mit einem knappen 40iger Schnitt durchs windige Leipziger Land zu radeln, um endlich anzukommen. Die kurvenreiche Strecke hatte den Vorteil, das der Wind nie wirklich anhaltend und lange ins Gesicht blies. Es kam immer wieder ein Richtungswechsel und der Wind von einer anderen Seite. Das gemütliche Tempo zwang auch niemanden auf die Windkante, konnte man doch beschaulich plauschend im Wind fahren. Zögerliche Attacken gab es selten und wenn denn, dann nicht wirklich konsequent. Spätestens nach 100 m kam der fragende Blick zurück und mit wehmütigem Augenaufschlag und Seufzen lies man sich wieder ins warme und kuschlige Hauptfeld zurückfallen. Pico drückte inzwischen mit seinem Partner vorm Feld, hoffte, dass es bald vorbei sei, wollte er doch ursprünglich nur mitkullern und nicht wirklich fahren. Er wollte doch seine Saison erst beim Amade wirklich beginnen. Aber mit zwischenzeitlich 90 Sekunden Abstand, war der Vorsprung ausreichend groß um bis ins Ziel zu reichen. Im Hauptfeld war es jedoch nicht weniger hart: Fahrer mit zwei großen Trinkflaschen (inzwischen leer) grau-beigen Kniestrümpfen (kunstvoll gerollt bzw. gerafft), und beharrten Waden (das Auge fährt mit, Jungs) forderten die gesamte Willenstärke zum tapferen Verbleib im Feld. Und Jan in der Führung. Immer noch. Man man man, das waren sicher 80 km der 110 km, die er Windschatten geboten hatte. Kurzzeitig interessant wurde es lediglich ab Lobstädt. Da sahen wir nämlich auf der langen Geraden bis Zwenkau die Signalleuchten des Führungsfahrzeuges. Der Vorsprung der beiden Recken war zwischenzeitlich auf 30 Sekunden gesunken. Hektische Rufe im Feld wurden laut, Unruhe zog ein und, und ja, es passierte……. Ich stellte mich darauf ein, mit Eric im Moment des Aufschließens gnadenlos anzutreten, versuchte den Puls schon mal aus dem Grundlagenbereich zu locken und wartete, wartete lange und vergeblich. Jan führte nun auf der linken Straßenseite, stand voll im Wind und das offenbar siegdesinteressierte Feld kuschelte sich an ihn und keiner zog vorbei. Zwei beeindruckende Führungen anderer Fahrer (Natheim, das war wohl nix) endeten fast in Stürzen, da diese zum Führungswechsel ganz nach rechts zogen und das Feld, was gerade noch die gesamte Straße einnahm, plötzlich am rechten Straßenrand klebte. Nach dem der zweite Versuch einen Massensturz zu fabrizieren fehlgeschlagen war, das Ziel in Sichtweite, wurden die Angriffe deutlich heftiger und optimistischer. Oder aber die Kräfte schwanden und es reichte nicht mehr zum umdrehen. Auf jeden Fall klebte Michi schon seit km 103 an meinem Hinterrad und Eric suchte dasselbe. Eine neuerliche Attacke nutzend gingen wir mit und nach der letzten Rechtskurve aus dem Sattel. Bis zum Kreisel zog ich das Tempo hoch, kam relativ gut rum, wechselte einmal mit Eric durch, um noch mal Luft zu holen, Eric verlängerte meinen zweiten Versuch und erhöhte das Tempo weiter und Michi, Michi ging vorbei, legte nach und holte sich den 3. Platz. Jan kam dann in Oberlenkerhaltung, im ersten Drittel der Gruppe hereingerollt und Thomas D. machte den Erfolg dieses Tages rund. Pico hat sich erwartungsgemäß mit Platz 2 zufrieden geben müssen, war jedoch zufrieden sichtlich erschöpft. Der Beginn der Siegerehrung zog sich leider noch lange hin. Nachdem die Gesamtsieger auf der Hauptbühne geehrt wurden, mussten sich die Mannschaften und Alterklassenplazierten mit der Einfahrt der Feuerwache als Bühne Ihres Ruhmes zufrieden geben. Trotzdem war es eine gelungene Veranstaltung. Die perfekte Organisation, die gute Verpflegung und Stimmung im Zielbereich und natürlich das Abschneiden unseres Teams waren die Grundlage für eine rundum gelungene Veranstaltung ThoR
Rund um Zwenkau
Das Kratzen im Hals blieb diesmal aus und damit konnte ich die Mannschaft, wenn auch infinitesimal dafür aber im entscheidenden Moment, unterstützen. Im letzten Jahr hatte mich eine Erkältung Samstag auf der Anreise nach Zwenkau voll erwischt und ich konnte damit nur noch leise im Bett jammernd, vom Radfahren träumen. Doch dieses Jahr, einem Jahr voller Sonne (den gesamten März und April in sizilianischen Gefilden), voller Glück und Leidenschaft (im heißen Süden, aber auch im kühlen Deutschland) und neuer Ziele wird alles anders werden.