Endlich, nach einigen RTF‘s, Lüttich-Bastogne-Lüttich und vielen Trainingsfahrten war es am Samstag soweit, der Start zu meinem ersten 24h MTB Rennen stand vor der Tür. Das Wetter war sonnig, etwas schwül, aber besser als erwartet.
Kurz nach 10 Uhr sind wir im Fahrerlager. Das Zelt hatten wir schon am Tag zuvor, im strömenden Regen, aufgebaut. Also jetzt noch schnell das Auto ausräumen, umziehen und die Strecke in Augenschein nehmen. Die Runde 5km mit ca. 140hm war schnell besichtigt. Es gab keine Änderungen im Vergleich zu meinen Trainingsfahrten darauf. Die Zeit vor dem Start war gefühlt endlos, obwohl es nur noch zwei Stunden waren. Nach der Fahrerbesprechung und noch etwas warm fahren, habe ich mich dann von Ines und den Kindern mit Worten „bis morgen um eins“ verabschiedet. Schon ein komisches Gefühl zu wissen, dass ich jetzt 24h Stunden Rad fahren will oder soll…
Pünktlich 13Uhr der gemeinsame Start von Einzelfahrern, 2er-, 4er- und 8er-Teams. Entsprechend schnell ging‘s los. Mein Plan war 72 Runden zu fahren, also 3 Runden pro Stunde. Am Anfang wollte ich ein Polster raus fahren, um zum Schluss etwas Reserve zu haben. Dank des Leistungsmessers konnte ich recht zügig starten, ohne in den roten Bereich zu kommen.
Direkt nach dem Start ging es einen kurzen, aber knackigen Anstieg auf losem Schotter hinauf, weiter über Feld- und asphaltierte Wege zum höchsten Punkt der Strecke, bis hier ca. 140hm bergauf. Dann ging es einen Trail bergab, am Anfang und Ende war dieser sehr flowig, im Mittelteil etwas ruppig über Wurzel und Steine. Zum Ziel hin rollte es wieder auf Asphalt bergab, auf der Zielwiese dann noch eine sehr schöne Kurvenkombination mit zwei Anliegern. Zack und die erste Rund war in persönlicher Rekordzeit vorbei.
Die ersten zwei Rennstunden ging es in ähnlichem Tempo weiter. Auf meinen eigenen Zeitplan hatte ich 2 Runden rausgefahren und allmählich stellte sich etwas Routine ein. Essen , Trinken, Flasche tauschen, am Trail Gabel auf, im Rest Gabel zu usw.
So gingen die Runden dahin. Die Zeit für einen normalen Radmarathon war rum, aber auf der Uhr standen immer noch 18 Stunden, ein erstes kleines moralische Tief. Aber was soll‘s - die Beine fühlten sich noch ganz gut an, die Leistungswerte waren auch noch gut und schließlich fing die Nacht an, auf die ich mich gefreut hatte.
Also kurzer Boxenstopp, Licht dran, langes Trikot an, essen, Flaschen tauschen und weiter.
Im Trail war es angenehm hinter jemandem her zu fahren, da die Linie so besser zu erkennen war. Ich kam im Dunkeln hier fast besser zurecht wie tagsüber, da ich die Wellen, Rippen und Schläge durch die Schatten des Lichts, besser erkennen konnte. Leider fing es gegen 23 Uhr an zu regnen – super… Auch mein Rücklicht war ausgefallen, also schon wieder Boxenstopp und neues Rücklicht dran, sowie die Regenweste drüber. Es war zum Glück noch recht warm und der Regen sollte nicht lange anhalten.
Zwischenzeitlich bin ich mit einem anderen Einzelstarter zusammen gefahren und lang auf Platz 7/8 am Abend. Irgendwann erzählte mein Mitfahrer, dass er im Trail nachts nur sehr langsam fahren wolle. Da war mein Ehrgeiz wieder etwas erwacht und ich hatte die Hoffnung mit einer zügigen Nachtfahrt meine Platzierung etwas verbessern zu können. Also - los ging es durch die Nacht. Der Trail war mittlerweile ganz schön ausgefahren und ruppig. Voll laufen lassen ging hier leider nicht mehr, auch da ich doch inzwischen etwas angeschlagen war. Das Essen hatte nicht mehr richtig funktioniert – weniger Energiezufuhr – weniger Leistung. Gegen halb eins hab ich dann den ersten längeren Stopp von ca. 10min eingelegt, etwas anderes wie Gels, Riegel oder Bananen gegessen und einen Kaffee getrunken, danach ging es wieder besser. Kurz vor der Morgendämmerung musste ich dann doch noch den Akku der Lampe tauschen. Endlich begannen die Vögel zu zwitschern und die Sonne ging langsam auf. Leider wurde es auch etwas kälter, mein Schuhe waren immer noch feucht vom Regen und die Moral war im Keller. Im Anstieg kam die Leistung kaum noch über 150Watt und der Puls schlief auch schon.
Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich nie gedacht, dass man auf dem Fahrrad sitzend einschlafen kann. Ich war aber kurz davor. Die Augenlider brauchten immer länger, um wieder aufzugehen. Also zog ich die Notbremse und fuhr zum Zelt. Ich lag schneller wie gedacht im Vorzelt. Ines gab mir dann noch Isomatte und Schlafsack - so schlief ich direkt ein.
Irgendwann im Halbschlaf hörte ich Ines sagen, „ du liegst immer noch auf Platz 5 mit 2 Runden Vorsprung auf Platz 6, dass sollten wir doch jetzt nach Hause fahren“. Ines hatte, anstatt auch zu schlafen, das Rennen beobachten und sich Gedanken gemacht, wie sie mich wieder auf die Strecke bekommt. Vielen Dank dafür, ich wäre noch länger liegen geblieben.
Nach einem kurzen „Frühstück“ - Banane und ein Kaffee-Gel (das war ganz lecker, wenn man das bei Gels sagen kann), ging es wieder zurück auf die Strecke. Alles funktionierte wieder besser. Leistungs- und Pulswerte waren wieder in einem ordentlichen Bereich, die Motivation mit der Aussicht mein erstes 24h Rennen auf Platz 5 beenden zu können, war auch wieder voll da. Meine Rundenzeiten lagen wieder deutlich unter 20min und der Spaß war auch zurück.
Es waren mittlerweile nur noch 5h zu fahren und es waren auch wieder mehr Zuschauer im Zielbereich, die alle kräftig anfeuerten. Eine Gruppe von Streckenposten muss besonders gelobt werden. Jeder vorbeifahrende Fahrer wurde mit eine Laola-Welle angefeuert und das ca. 5h Stunden lang - Wahnsinn.
Noch 3 Stunden zu fahren. Meine Platzierung lies sich aus eigener Kraft nicht mehr verbessern, verschlechtern war nur bei Totalausfall möglich. Also lies ich es locker angehen – ok in den Beinen war auch nicht mehr viel Kraft und ich fühlte mich schon ganz schön platt. Die Anstiege waren gefühlt doppelt so steil wie am Samstag und der Trail hat gar keinen Spaß mehr gemacht. Dafür waren meine Schwester mit Familie und Christine & Klaus gekommen, um mich auf den letzten Runden anzufeuern.
Und irgendwann war es dann so weit - die letzte Rund brach an. Wahnsinn in 20min sollten die 24h vorbei sein. Ich habe mich noch von den Streckenposten verabschiedet und mich für das Strecke kehren (90°Kurve von Split auf Asphalt), das Aufpassen im Trail, vor allem nachts, und das Anfeuern bedankt. Die Veranstalter und Helfer habe super Arbeit geleistet. Die letzte Runde war gemütlich und es war ein tolles Gefühl jetzt bald im Ziel zu sein. Das letzte mal Berg hoch, Trail und Straße zum Ziel hinab. Vor den beiden Zielkurven standen eine ganze Reihe von Fahren die auf die 13 Uhr Anzeige warteten, um ins Ziel fahren zu können. Einige gaben auch noch mal Gas, um noch eine Runde fahren zu können. Ich war froh und glücklich ins Ziel zu kommen. Mit Platz 5, 70 Runden, 350km und 8500hm bin ich super zufrieden.
Ganz besonders möchte ich mich bei meinen Betreuern, meiner Frau und meinen Kindern bedanken, die mich rund um die Uhr versorgt haben und immer wieder motiviert weiter zu fahren.
Auch allen Anderen die per Kurzmitteilung, Motivationen und Grüße geschickt haben vielen Dank.
Gelernt habe ich, dass neben guter Vorbereitung bei solch einem Rennen vor allen Erfahrung zählt.
Direkt nach der Zieldurchfahrt habe ich gesagt: Nie wieder! Aber wer weiß, etwas Erfahrung habe ich jetzt ja und in zwei Jahren findet das Rennen wieder statt…
Danny
Weitere Infos zum Driedorfer 24h Rennen unter www.driedorf-aktiv.de.