GORE-TEX Transalpine Run 2011


Image7. GORE TEX Transalpine Run vom 03.09. - 10.09.2011

8 Monate Vorbereitung, ca. 2000 Lauftrainingskilometer, Bergläufe in der Sächsischen Schweiz, im Vinschgau, in den Dolomiten, auf dem Stubaitaler Höhenweg, regelmäßiges Auf-und Ab an den Radebeuler Weinbergen, Treppentraining am Spitzhaus, eine 7-Tage-Belastungswoche mit einem Gesamtumfang über 150km, wöchentliche lange Läufe zwischen 30 und 35km und was auch immer haben unsere Freizeit seit Dezember letzten Jahres mehr als üblich strapaziert.

Anfang September war es dann endlich soweit, als Team Picardellics Dresden starteten wir- Steven G. und Ralf S.- bei einer der anspruchsvollsten Laufveranstaltungen in den Alpen. 324 Teams aus 26 Nationen sollten eine Distanz von 273km und 15436 Höhenmeter im Aufstieg innerhalb von 8 Tagen von Oberstdorf in Deutschland nach Latsch in Italien absolvieren. Unser Ziel lautete in erster Linie durchhalten und gesund ankommen, eine Platzierung im Mittelfeld erschien uns realistisch, konnten wir unsere Leistungsfähigkeit in den Bergen und auf den schwierigen Trails bisher kaum einordnen.

Gemeinsam mit dem Team Elbland Sachsen (Hans-Dieter J. und Jörg S.) und dem Team Gore Running Laufsport Saukel (Ronald G. und Sebastian K.) inkl. Janine und Linus (15 Monate) machten wir uns  auf den Weg, bezogen unsere erste Unterkunft, holten die Startunterlagen und besuchten die Eröffnungsfeier. Am nächsten Tag sollte es ernst werden, der Transalpin Run hatte begonnen.


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1.Etappe:            Oberstdorf-Hirschegg, 27 km, 1806 HM auf, 1496 HM ab

Und es wurde mehr als ernst! Die auf dem Papier eigentlich normale Etappe begann erst 11 Uhr mit der obligatorischen TransAlpine- Hymne „Keep on running" und dem Startsong „Highway to hell" von ACDC, die Temperaturen lagen zu diesem Zeitpunkt bereits bei 25°C. Wir starteten schnell aber kontrolliert, auf keinen Fall wollten wir schon am 1. Tag überziehen. Leider sollte es anders kommen, 2 schwere und sehr steile Anstiege gingen unglaublich in die Beine, inzwischen hatte die Mittagssonne 30°C erreicht. Trotz regelmäßiger Flüssigkeitsaufnahme, Gels, Riegel und dem Angebot der Verpflegungsstationen ging am Ende des letzten Anstieges praktisch nichts mehr, leichte Kreislaufprobleme signalisierten: Achtung roter Bereich! Das Ziel erreichten wir nach 4h58min als 48te der Masterwertung und 163te total. Steven eher locker, ich eher bleich und niedergeschlagen.Erholung in der Pension stand jetzt an oberster Stelle, danach Pasta-Party, Siegerehrung, Briefing, Fotos und Videos des Tages und möglichst viel Schlaf.

2.Etappe:            Hirschegg-Schruns, 53 km, 2481 HM auf, 2913 HM ab

Für die Königsetappe sollte 4:45 Uhr der Wecker klingeln, 5 Uhr gab es in dem damit völlig überforderten Hotel Frühstück, 7 Uhr war Start. Die Temperaturen lagen wie angekündigt bei 14°C und wir liefen noch langsamer als am Vortag los. Da ich am Ende der gestrigen Etappe kaum noch tiefenentspannt durchatmen konnte verzichtete ich ab sofort auf den Brustgurt inkl. Herzfrequenzmessung. Das Symptom war nicht klar zuzuordnen, aber die Entlastung war spürbar und angenehm. Zur Widdersteinhütte ging es im Gänsemarsch hinauf, auf der Hochebene ließ es sich gut laufen, auch der Aufstieg zur Ravensburger Hütte erfolgte kontrolliert. Der Abstieg nach Dalaas von 1947m auf 841m auf steilen
Schotterpisten offenbarte eine deutliche Schwäche bei den Abstiegen. Andere Teams sollten uns bis zum Ende der Tour immer wieder demonstrieren, wie man es besser machen kann. Bei Kilometer 35 ereilte mich leider noch eine leichte Fußverletzung, kurz unkonzentriert knickte ich mit dem linken Fußgelenk nach außen. Nicht schlimm genug um das Rescue-Team zu rufen, aber eine deutliche Warnung nach noch mehr Konzentration im Gelände. Nach dem 3. Anstieg zum Kriesbergsattel und 5 schnellen Bergab- Kilometern liefen wir nach 8h37min gut gelaunt durch das Ziel in Schruns im Montafon. Als 42te in der Mastertageswertung stiegen wir auf Platz 44 der Masterwertung und Platz 142 der Gesamtwertung.

3.Etappe:            Schruns-Galtür, 42 km, 1870 HM auf, 971 HM ab



ImageRegen, Gewitter- und Blitzwarnung veranlassten die Organisatoren von Plan B eine kurzfristige Korrektur der Strecke. In einer Hauruckaktion wurde die Strecke am Vortag mit Unterstützung der betroffenen Gemeinde neu ausgeschildert und führte nun durch das Silbertal lang und stetig bis an die Heilbronner Hütte. Innerhalb von 30 km ging es bei Dauerregen und geschützt von den Bekleidungsartikeln eines der Hauptsponsoren des Transalpine Run von 690m auf 2271m. Die kurz vor der Hütte zu laufende Hochebene erwies sich als mental sehr fordernd. Matsch, Schlamm und viel Wasser mussten überwunden werden. Wie Gazellen sprangen etliche Läufergruppen an uns vorbei, mehrfach steckten meine Füße knöcheltief im Dreck. Der Abstieg war dann wieder etwas für uns, auf der Forststraße und der Asphaltstraße nach Galtür schlugen wir eine flottes Tempo an, sammelten etliche Teams ein und erreichten als 34te der Masterwertung das Ziel. Bei der Pastaparty gab es dann zu unserer großen Freude zum 4. Mal in Folge Nudeln, die üblichen Sieger und eine neue Wertung: Platz 37 in der Masterkategorie und Platz 121 der Gesamtwertung.

4.Etappe:            Galtür-Scuol, 40km, 2339 HM auf, 2734 HM ab

Pünktlich 8 Uhr standen wir bei 3-4°C zitternd am Start. Ein langer und von der Sonne noch nicht erwärmter Aufstieg zur Jamtalhütte auf einer Forststraße wechselte nach der 1.Verpflegung in einen steilen Singletrail bis zum Futschölpass auf 2768m. Bergab ging es auf bestem Trailgelände zur Alp Valmala und der Aufstieg zum 2. Pass des Tages begann. Bei freundlichem Wetter und wunderschöner Fernsicht arbeiteten wir uns nach oben und erreichten über eine kleine Felspassage nach 700 HM den Piz Clünas. Der folgende Abstieg war äußerst anspruchsvoll, viel Geröll bremste uns aus, lauftechnisch desaströs aber verletzungsfrei gelangten wir nach unten. Nach einem kleinen Gegenanstieg erreichten wir die Motta Naluns und liefen über den Hang der Bergsprintetappe die letzten 6 Kilometer sehr steil hinab in das Ziel nach Scuol- mit stark schmerzenden Schultern hervorgerufen durch den immer noch ungewohnten Laufrucksack und brennenden Oberschenkeln. Dafür gab es einen Lichtblick bei der Pasta- Party: Keine Pasta! Polenta, mit Schinken umwickelte angebratene Wurst und Ratatouille verwöhnte unseren Gaumen. Und für die Statistik: Nach der Tagesplatzierung in der Masterkategorie (Platz 35) gab es keine Veränderungen in der Gesamtwertung.

5.Etappe:            Scoul-Bergsprint, 6,2km, 936 HM auf


ImageAm sogenannten „Ruhetag" traten alle Teams zum Bergsprint an. In umgekehrter Reihenfolge der Gesamtwertung und aller 20s ging es zur Motta Naluns, ohne Gepäck (Wechselbekleidung wurde eingesammelt und mit der Bergbahn nach oben gebracht) und ohne Restriktionen hinsichtlich des gemeinsamen Laufens. Steven schaltete nach dem Start trotz Schmerzen hervorgerufen durch eine beginnende Sehnenscheidenentzüngung an beiden Schienbeinen gleich seinen Turbo zu und wurde von unseren 3 Teams Bergkönig in 54min01s, ich erreichte nach 58min58s das Ziel, knapp unter der erhofften 1-Stunden- Marke. Den gefürchteten etwa 300m langen weglosen Wiesen- Steilhang überwand ich mit neuer Lauftechnik zum Schutz des überdehnten linken Fußgelenkes. Das Kamerateam hat dieses Ereignis aber glücklicherweise verpasst.
In Summe wurden wir mit der Gesamtzeit 22er bei den Masterteams, da aber die langsamere Zeit in der Gesamtabrechnung berücksichtigt wird, wurden wir auf Platz 27 registriert. Den Sieg erkämpfte sich Miguel Ortega Caballero von der spanischen Berglaufnationalmannschaft und dem derzeit führenden Men-Team. Er unterbot die alte Streckenbestzeit und „joggte" in 38min57s durch das Ziel! Nachdem auch der Letzte dieses erreichte, fand im Restaurant der Bergstation die Pasta-Party mit wieder einmal etlichen Nudel- Variationen statt. Bei der Siegerehrung standen zu unserer großen Freude Hans-Dieter und Jörg vom SV Elbland auf dem Podium: 2. Platz in der Tageswertung  der SeniorMaster- Kategorie.

6.Etappe:                            Scuol-Mals, 37km, 1332 HM auf, 1474 HM ab


ImageDieser Abschnitt zählte eher zu den einfacheren Abschnitten des TAR, eine sogenannte „Flachetappe" stand auf dem Programm. Am Anfang „rollten" wir mit ca. 5min/km etwa 6km entlang der Inn, anschließend begann von 1133m ü.N. startend ein 12km langer, landschaftlich beeindruckender Aufstieg durch die Uina- Schlucht zum Schlingpass auf 2261m. Vorbei an der Sesvennahütte ging es auf einem wunderschönen Trail entlang des Hanges zur 2. Verpflegung an die Plantapatschhütte. Irgendwie fand ich hier keinen Rhythmus, obwohl ich mich auf bekanntem Terrain befand. Im Urlaub war ich hier sowohl als Wanderer als auch als Läufer unterwegs. Auch der nun folgende 13km lange Abstieg über die Forststraßen, einigen Steilabschnitten und letztendlich auf einem asphaltierten Fahrradweg nach Mals verliefen eher schmerzvoll. Steven bemühte sich redlich um Motivation, ich-  jeden Meter der Strecke kennend- schimpfte mich Schritt um Schritt dem Ziel entgegen. Im Nachhinein gab es dann auf meine Kosten ausgiebige Nachahmungen bei der Auswertung im Quartier. Nachdem es nach der 2.Etappe etliche Aufgaben gab, mussten wir bei Betrachtung der Ergebnisse feststellen, dass diese Quote wieder deutlich
gestiegen ist. In der Endabrechnung hatten wir heute nur 9min Rückstand zu Ronald und Sebastian, letzterer plagte sich mit Magenproblemen über die Distanz, konnte aber für den nächsten Tag wieder halbwegs kuriert werden.
Unsere doch recht gute Zeit bescherte uns heute Platz 29 in der Masterkategorie, in der Gesamtwertung Master rutschten wir auf Platz 36, insgesamt auf Platz 113.

7.Etappe:            Mals-Schlanders, 37km, 2063 HM auf, 2334 HM ab


ImageDer heutige Tag sah auf dem Trailbook sehr imposant aus. Über den Vinschgauer Höhenweg durch das Matschertal entlang wasserführender Waalwege liefen wir 15km und 850Hm bis zur ersten Verpflegungsstation. Leider saßen dort die 6maligen Etappengewinner und Führenden der Damen- Gesamtwertung vom Team Salomon International und mussten verletzungsbedingt aufgeben. Ab hier begann der Aufstieg zum höchsten Punkt der Tour, auf die 3012m hohe Rappenscharte. Beginnend in einer steinigen Rinne, durch Unterholz und auf schmalen Trails wanderten wir kontinuierlich und ohne Verschnaufpausen nach oben. Der begleitende Hubschrauber stand fast bewegungslos ca. 30m von uns entfernt in der Luft, die Rotorblätter sorgten für eine Extraportion Wind. Nach einem kleinen Plateau befanden wir uns für die restlichen 400HM in reinem Blockgelände. 5km und 1200Hm sollten uns am schwersten Aufstieg des Transalpin etwa 1h40min beschäftigen. Am Ende verfügten wir aber über ausreichend
Kraftreserven, liefen kontinuierlich und kontrolliert und starteten sofort mit einem äußerst steilen 3km Abstieg. Danach wurde es 5km wieder sehr schnell, später dann unangenehm steil und insbesondere heiß. Mit 28°C und reichlich Sonne empfing uns Schlanders nach 5h50min. Unweit des Zieles befand sich unsere Pension für die nächsten beiden Nächte, die Party fand diesmal im Freien statt.
Pommes, Kartoffelsalat, Truthahnsteaks, Salat und Eis fanden reißenden Absatz bei allen Läufern, Matti Birkmeier hatte seinen angekündigten Liveauftritt und sang mit Hilfe etlicher von ihm geleerten Biergläsern u.a. die von ihm geschriebene TransAlpine- Hymne „Keep on running". Unser „Gipfelsturm" schob uns nunmehr von Platz 36 der Masterwertung auf Platz 30, insgesamt stehen wir auf Platz 102. Das Ziel rückt immer näher, morgen gilt es ein ähnliches Streckenprofil zu überstehen. Und irgendwie haben wir den Eindruck, dass unsere Reserven noch nicht aufgebraucht sind.

8.Etappe:            Schlanders-Latsch, 30km, 1807 HM auf, 1882 HM ab


ImageLos ging es bei ca. 15°C. Nach einem kurzen 1km- Lauf bis zum Anstieg zur Göflaner Alm auf die Göflaner Scharte arbeiteten wir uns sehr zügig die 1650HM nach oben. Auf einem traumhaft schönen Trail mit Sicht in das Etschtal, vorbei an einer frei weidenden Pferdeherde ging es besser als vermutet bergab bis zur 2. Verpflegung. Danach rannten wir auf der Forststraße locker- Steven mit erheblichen Schmerzen seiner immer stärker werden Sehnenscheidenentzündung- bis zum angekündigten Gegenanstieg und liefen entlang eines Waalweges vorbei an der letzten Kurzverpflegung durch die Apfelplantagen die letzten 3km in das Ziel. Eine aus unserer Sicht rhythmische und für unsere
Verhältnisse nahezu perfekt gelaufene Etappe ging nach 4h13min zu Ende, Platz
23 bei den Masters und insgesamt Platz 89 der Gesamttageswertung bescherten uns
zudem das beste Tagesergebnis der Tour.

Empfangen mit der Finisher- Medaille, Sekt, klickenden Kameras und vielen Glückwünschen wurde mit echtem Bier entgegen aller Regeln der erste Durst gelöscht. Überall im Zielbereich herrschte ausgelassen Stimmung, glückliche und tränenreiche Läufer und Läuferinnen lagen sich in den Armen, Zigarren wurden entzündet, Sekt versprüht und Bier über die Köpfe geschüttet. Es ging mit Purzelbäumen, im Handstand, auf allen Vieren kriechend, mit Hund und Kind an der Hand, den Partner auf den Rücken
tragend oder über die Schulter gelegt über den lang ersehnten Zielstrich des Transalpine Run 2011.


Nach kurzer Wiederherstellung in der Pension und Kaffee, Kuchen und Eis fand am Abend (und wer noch ausreichend Kraft hatte bis in die frühen Morgenstunden) die Finisher- Party mit langen Wartezeiten am Büfett in Latsch statt. Siegerehrung, Bilder, Videos und die Ausgabe der Finisher-T-Shirts inkl. Gruppenfoto beendeten eine ereignisreiche und sehr schöne Woche in den Alpen. Erfolgreich absolvierte sowohl das Team Gore Running Laufsport Saukel und das Team SV Elbland alle Höhen und Tiefen der Tour, Linus munterte nach getaner Arbeit alle wieder auf und Janine meisterte perfekt alle logistischen Herausforderungen.

Nach anfänglichen Problemen konnten wir uns stetig steigern und beendeten das Rennen nach knapp über 42 Stunden auf dem 29. Platz in der Masterkategorie von 78 gestarteten Teams und Total auf Platz 96 von ehemals 324 Teams, 76 Teams schieden aus.

Im Moment der Zielüberquerung konnte sich keiner von uns die Wiederholung einer Tour über die Alpen vorstellen, nach dem Duschen....  Lächelnd

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