8. Oberguriger Straßenpreis

Imageeine Hetzerei.....Lunge: brennt. Oberschenkel? Aua..... und erst eine 1/6 der Strecke zurückgelegt. supi. besser kanns kar nicht laufen :)

Aber von vorn: ......

Nach ? - mehr als 2 Jahren ohne Radrennteilnahme habe ich in einem Anfall grenzenloser Selbstüberschätzung Sandras "Anja, fährst du in Obergurig mit?" einfach so mit einem freudigen "Ja, sicher, gerne" beantwortet. Klasse Idee. Startgeld: pro Kilometer ca 0,95€. Schnäpple.

Aber zur Sache: nach einer nicht so dollen Woche und mit dem Gefühl "fit ist irgendwie anders" konnte ich noch einen Platz im Fratellimobil Richtung Obergurig ergattern. 11:30 Start am Hufeisennasenparadies. Meine Vorstellung: Gediegen zur Bahn am HBF radeln, schööön ruhig hinfahren. Die Realität: gebummelt, Bahn verpasst - natürlich ohne Absicht. Das fängt ja prima an. Also musste ich direkt das Radel benutzen. Bepackt wie ein Esel, dazu noch mit Turnschuhen und dicker Fleecejacke quälte ich die arme grazile Contessa dann durch die Stadt zur Waldschlösschenstraße. Hoffentlich hat mich keiner erkannt. Es stiegen noch Dima & Christian ins Fratellimobil und los ging die musikalisch interessante Überlandfahrt.

ImageImageAn der Zufahrt zur Rennstrecke angekommen, hielt uns eine streckenüberwachende Ordnerin an.

Gedächtnisprotokoll:

Ordnerin "Sie können nur links, hier ist ein Radrennen."

Wir "Das wissen wir, da wollen wir hin."

Ordnerin "Achso. (Nachdenkpause, Schrecken formierte sich in ihrem Gesicht...) MITFAHREN?????"

Wir "Ja."

Ordnerin " (totale Verwirrtheit ob des ihr gegenübersitzenden Wahnsinns) Ja. Ähm, achso. Na dann. Auch links bitte."

ImageSchulterzuckend bImageogen wir ab. So konnten wir mit dem Auto schon mal die Strecke abzufahren und Kurven und Täler und Felder und Wiesen und langgezogene Pisshügel anschauen. Nach Ankunft im Fahrerlager ab zur Anmeldung. Der nächste Schock. WAAS? 20,- für 21km? Wucher... Ja gut, bezahl ich.... Was für schöne qualfreie Dinge hätte ich mir dafür gönnen können....

Die Vorangemeldeten hatten eine kleine Diskrepanz im Abgleich der Lausitzcup-Meldeliste mit der ausgedruckten Variante entdeckt und schon waren wieder ein paar Minuten vergangen. Weiter warten. So dachte ich dann, noch etwas Nahrhaftes zu mir nehmen zu können. Nach einigen Bissen in die Banane griff eine Kinderhand in meine Richtung und ich musste widerwillig mit David meine Rennvorbereitungsmahlzeit teilen. Kein Wunder dass es bei mir nicht lief... ;)

Bis zum eigentlichen Start verging die Zeit dann wie im Flug; gequasselt, Eric im Froschtrikot angefeuert, wieder mit David meinen Rennvorbereitungskräutertee geteilt. Zum Glück war seine Tante Franzi da und sorgte dafür, dass er während des Rennens gut versorgt war und seine Eltern Sandra & Matze sich auf jeweils 3. Plätze katapultieren konnten.

Aber langsam zurück zum Start. Kurzum: ich habe in dem Rennen alles falsch gemacht, was Frau so falsch machen kann. Schon die Bewegung zum Start. Hat gefälligst AUF dem Rad und nicht daneben stattzufinden. Ok, notiert. Das Frauenfeld startete separat mit 10 Fahrerinnen, als Picardellics waren Jana (kurzfristig verpflichtet) und Sandra schon anwesend. Als ich mich positionierte, wurde dies mit "Wieviele Frauen habt ihr denn noch im Verein??? Die hab ich ja alle noch nicht gesehen???" kommentiert. Ich entgegnete nur, dass man mich auch nur hier bewundern könne, würde ich mir doch den Rest des Rennens eher von hinten anschauen. Dass ich derartige Hellseherqualitäten besitze, war mir nicht klar. Während des Starts kamen einige vor mir stehende Damen irgendwie mit der Mechanik der Klickpedale nicht so recht zurecht. Dazu kamen eierförmige, mir Angst machende Bewegungen. Panik erfasste mich. Weg hier, vorbei und die 15% schnell hoch! Diese Idee war seltendämlich. Ich kam den Berg zwar sehr gut hoch, war als erste oben, alle anderen Damen im Schlepptau. Wow. ICH vor dem Feld. An einem Berg. Yeah. die Freude währte nur kurz. Dass dieser Katapultstart für Sandra & Jana überraschend und auch suboptimal war, war mir nicht bewusst. Wieder was falsch gemacht, fürs nächste Mal notiert, versprochen. Auch meine Körner waren aufgebraucht. Supi, vorher Nachdenken & Absprechen hilft manchmal.

ImageOben angekommen fuhr ich Imagedann noch eine kurze Zeit im schönen Oberguriger Wind bis dann - widerum für mich überraschend - Jana entschied, Kurven lieber allein fahren zu wollen und extrem Gas gab. (ist prinzipiell richtig, hab ich nur irgendwie voll verschlafen... ;) ) Dieser Schritt leitete eine gefühlte Verdopplung der km/h ein und wir flogen durch Kurven und Wälder und Felder vorbei an Ordnern und Schildern und gepolsterten Hausecken bis zum besagten langgezogenen Pisshügel. Dort sah ich dann noch vor mir eine Dame an der Flasche fummeln und absteigen und war fortan allein gegen den Wind unterwegs. Als letzte. Prima.

Gedanken und Wortfetzen schwirrten in meimem Kopf umher und wechselten sich ab "Schon wieder Letzte. Wie immer. - Ich will absteigen - Denk an die Teamwertung, also weiterfahren - Lunge, aua - Nicht soviel nachdenken - Beim Rennen muss man sich auch mal bissel quälen - Ich steig an der ersten Zieleinfahrt ab - was für eine blöde Idee mit dem Rennen - wenn noch Luft zum Fluchen ist, geht noch was - kleines Blatt geht ja gar nicht - nicht so viel nachdenken, einfach machen - Oberschenkel - ..." und schwupps, war die erste Runde rum. Klatschende Leute am Rand trugen dazu bei, nicht abzusteigen, wollte man sich ja nicht gänzlich blamieren. Die Gesichtsfarbe hätte jeder vollreifen spanischen Tomate Konkurrenz machen können und die Lunge fühlte sich an wie eine brennende, zusammengequetschte Pappe. Hervorragende Voraussetzungen für eine Weiterfahrt. Es sind ja nur noch 14km zu fahren. Pillepalle also. Meine tägliche Arbeitsstrecke.

ImageWährend der 2. Runde versuchtImagee ich dann langsam und gemächlich wieder etwas Luft in die Lunge zu pumpen und mich zu erholen. Der geneigte Leser wird hier den Zusammenhang zwischen Erholung und Radrennen nicht erkennen. Gehört auch nicht unbedingt zusammen. Manchmal muss man Neues wagen und ausprobieren. Entspannte, biertrinkende Feuerwehrmänner und schöne Kornfelder an der Strecke rundeten die Erholungsfahrt ab. Matze zog am langgezogenen Pisshügel mit Ronny & ? an mir vorbei, ich hatte noch Luft für Anfeuerungsrufe. Zu schnell zum Dranhängen.

Kurz vor Ende der 2. Runde, während ich verträumt gegen den harten Wind pedallierte und die Landschaft genoss, kam dann auch das Männerhauptfeld angerauscht. Christian rief "hepp". Eh ich meine Traum weggeschoben und mechanisch geschalten hatte, war er weg. Ich rollte noch ein paar hundert Meter mit dem Rest der Gruppe mit und musste dann abreißen lassen. Wieder zu schnell. Dasselbe Schauspiel ereignete sich dann nochmal in Runde 3, dann aber am langgezogenen Pisshügel, auf dem großen Blatt und mit dem Versuch, an Neumi dran zu bleiben. Wieder nur ein paar hundert Meter - dann meldete sich wieder die Lunge mit einem Fiepen. War ja auch ne blöde Idee.

Die letzen km kullerte ich im Wind, spendete kurz vor dem Ziel noch dem einzigen Junior Windschatten und rollte zufrieden und hustend ins Ziel, um mit einem "Mit dir muss ich nochmal reden. Wir müssen das nächste Mal ne Taktik besprechen" begrüßt zu werden. Mit gesenktem Kopf rollte ich an den Rand. Beim nächsten Mal wird alles anders, versprochen! :)

Der geneigte Leser wird nun sagen:  "Das klingt alles so negativ, anstrengend, pessimistisch!" Ihm sei gesagt: "Genau so ist es."

ImageUnd er wird fragen "Macht sowas Spaß? Warum macht man das?" Und dann entgegnet man kurz und knapp:  "Im Grunde genommen strebt doch jeder Mensch nach Erfüllung seiner Träume und wünscht sich ein Leben voller Glück und Harmonie und Lebensfreude. Um Derartiges zu verwirklichen macht man die verrücktesten Dinge, überschreitet maßlos seine Grenzen, um dann am Ende völlig erschöpft und glücklich mit einem Lächeln im Gesicht sagen zu können: war schon irgendwie geil!"

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