Schlaflos in Döbeln - Zeitfahren der besonderen Art

ImageEndlich mal nicht so früh aufstehen, um zum Rennen zu fahren. Rund um Sebnitz mit Start früh um 8 war schon hart. Diesmal also ganze 12 Stunden später. Nachtbergzeitfahren nennt sich das ganze und findet nun zum 2. Mal in Döbeln statt.

Gegen 18:00 Uhr geht's in Dresden los, Erik - der einzige, der sich den Spaß außer mir noch antun will - noch eingesackt und ab auf die Autobahn. Leider stieg der Adrenalinspiegel schon jetzt, denn Stau auf der A4 brachte unseren Zeitplan etwas durcheinander.

Doch noch pünktlich angekommen, erfuhren wir, dass sich alle Läufe eben wegen dieses Staus um 1/2h verzögern und ich war erst 20:45 Uhr dran. So hatten wir noch genug Zeit, die üblichen Verdächtigen zu begrüßen und das Festzelt zu begutachten, wo gerade die Liveband ein paar gute alte Stücke von Fettes Brot probte.

ImageAus der Erfahrung von Waldkirchen, dass ordentliches Warmfahren wichtig ist und ich keine Lust hatte, die Funzeln ans Rad zu schrauben, hab ich diesmal die Rolle mitgenommen. Gute Entscheidung, denn im Dunkeln auf der am Gewerbegebiet vorbeiführenden Bundesstraße rumzurollen, hielt ich für keine gute Idee. Ich postierte mich im Zielbereich und konnte so auch die Lautsprecherdurchsagen gut mitbekommen und die Einläufe der Jedermänner und Junioren beobachten. Mit Erstaunen vernahm ich die Zeiten - unter 4 min. Ich hatte mir erst keine Gedanken darüber gemacht, ich Waldkirchen war die Strecke etwas länger, aber da lagen die Zeiten über 8 min. Da kam mir die leise Befürchtung, die Strecke könnte doch zu flach sein.

Beim Sammeln zur gemeinsamen Abfahrt hinunter zur Startlinie gleich der nächste Schreck. Die Senioren-Sprinter-Prominenz in Person des Wolfsburger Toralf Baumgarten, aktuell 5. der BDR-Rangliste ist mit am Start. Was macht der hier? Ich wurde etwas nervös, da ich die Strecke nicht kannte. Ich hatte mich eigentlich auf einen Zweikampf mit dem Geraer Torsten Kunath eingestellt. Beim Runterfahren gleich das Profil gecheckt. Flach am Anfang, in der Mitte und am Schluss, dazwischen 2 Rämpchen mit 2stelligen Prozenten. Na ja, war ja nicht so schlecht, aber verdammt kurz.

ImageDer 1. Lauf war im "Massen"-Start. Es ging gleich richtig zügig los, aber was soll man erwarten bei 1,3 km Länge. Ich kam schlecht ins Pedal, war gleichmal hinten und musste mich die ersten Flach-Meter wieder nach vorne schlängeln. Dann die erste Rampe, ich fuhr gleich von vorn, was soll man taktieren. Die schummrige Straßenbeleuchtung war gerade so ausreichend um nach vorn was zu erkennen. Der DKV-Mann fuhr dicht hinter mir. Leider konnte ich nicht nach weiteren Verfolgern Ausschau halten, weil seine Stirnfunzel, die er sich an den Helm gesteckt hat, mich beim Umschauen fies blendete. Ich musste mich auf mein Gehör verlassen, an der 2. Rampe vernahm ich kein weiteres Keuchen mehr, wir waren wohl zu zweit.

So ließ ich mich auf den letzten flachen Metern austrudeln und war zeitgleich mit Kunath drin. 3:07 - nicht schlecht. Der Wolfsburger muß aber noch mal Druck gemacht haben, er hatte im Ziel nur noch 10 Sek. Rückstand. Das Gute an der kurzen Zeit ist, dass der Laktatspiegel bis ins Ziel gar nicht so schnell ansteigen kann. Aber dann! Mir schoss das Laktat bis in die Arme, ich konnte den Lenker kaum noch festhalten.

Der 2. Lauf wurde für 22:15 Uhr avisiert. Gähn - um die Zeit lieg ich doch fast schon in der Falle. Aber nix mit Nachtruhe. Ein Kaffee aus der Thermoskanne und das angesammelte Adrenalin halfen mir, wach zu bleiben. Also wieder rauf auf die Rolle und die Zeit vertrieben. Dann der 2. Start nach Gundersen, ich und Kunath zuerst. Wir haben uns ausgemacht, zusammenzuarbeiten und gleich vom Start weg schnell und gleichmäßig zu fahren, dass der Wolfsburger gar nicht erst auf die Idee kommt, ranzufahren. Aber der hatte dann wohl eine andere Taktik und kümmerte sich um die Absicherung nach hinten, weil er einen weiteren guten DKV-Mann im Nacken hatte.

In bester Eintracht kamen wir bis zum Beginn des letzten Flachstücks. Da höre ich doch hinter mir die Schaltung klicken. Erinnerungen an Waldkirchen werden wach, wo ich ein bisschen gepennt hab. Also Kette aufs Blatt und alles was geht. In der letzten Kurve kann ich mit einem Seitenblick feststellen, dass alles klar ist. Ein schöner Sieg zum Saisonabschluß gegen eine hochklassige Konkurrenz - was will man mehr. Mit 3:02 min konnte ich mich auch noch zum ersten Lauf steigern.

Erik fuhr im Elitefeld ziemlich weit vorn mit, im ersten Lauf kam er auf Platz 5 mit gleicher Zeit des Zweiten. Erster wurde mit Abstand wieder mal Johannes Heider. Im zweiten Lauf ließ er auch nichts anbrennen und kam mit großem Abstand in 2:55 min ins Ziel. Die Verfolger inkl. Erik kamen wieder dicht beisammen bis aufs obere Flachstück. Im Sprint durch die letzte S-Kurve hatte Erik nicht die beste Position und musste sich mit Platz 4 begnügen.

Gegen 23:00 Uhr wurde dann auch endlich die Bühne im Festzelt für die Siegerehrung freigemacht. Für die Sieger gab es jeweils ein schönes gelbes Trikot, leider in den meisten Fällen zu groß. Eigentlich hätten sich die Veranstalter denken können, dass ein Bergzeitfahren meistens von 50kg-"Briefmarken" gewonnen wird. Ansonsten kann man nur anmerken, dass dies eine sehr schön organisierte und ausgetragene Veranstaltung gewesen ist.

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