UCI TIME TRIAL MASTERS - WORLD CHAMPIONSHIPS 2008

ttwm08-2.jpgDie Zeitfahrmaschine Luma belegt bei den WM der Masters im österreicherischen St. Johann den 17. Platz. Das speziell auf Matthisckes Bärenkräfte zugeschnittenen Zeitfahrmaterial übersteht die Strapatzen bruchfrei und befördert den 47-jährigen Topathleten mit einem Stundenmittel von über 44 km/h über die 20 km lange Weltmeisterschaftsstrecke.

Die beste Betreuerin, die sich der Picardellics wünschen kann, Anke, behandelt bis zum Straßenrennen am Samstag mit geübtem Griff die geschundenen Glieder des Ausnahmesportlers.

Nach einem Jahr intensiven Training war die Zeit gekommen, zu erfahren, was die ganze Sache wert gewesen ist. In vielen Trainingskilometern hatte ich mich auf meinen heutigen Auftritt zur Zeitfahr-WM vorbereitet. Damit alles optimal verläuft, bin ich gleich mit meiner Angetrauten und Physiotherapeutin am Sonnabend angereist. Gleich nach dem Bezug unserer schönen Ferienwohnung in Erpfendorf ging es bei leichtem Regen und anbrechender Dunkelheit, bewaffnet mit einer Rücklichtleuchte, auf die nahe gelegene Zeitfahrstrecke.

Jeden Kilometer versuchte ich mir einzuprägen, ich suchte die Straße nach Gefahrenstellen ab und beobachtete die Windverhältnisse. In den nächsten Tagen vertiefte ich mein Tun und trainierte wie es mein Trainingsplan vorgesehen hatte, mit Sprints am Berg und in der Ebene. Ich fühlte von Tag zu Tag, wie ich mit mir zufriedener wurde. Für den Mittwoch wurde von den Wettermachern „Kaiserwetter" vorhergesagt. Dienstagabend als ich meine Startunterlagen im Org.-Büro in St. Johann erhalten hatte, wurde auch die Startliste veröffentlicht. 700 Sportler aus allen Erdteilen wollten sich mit mir messen. In meiner Altersklasse waren es 87 Athleten und ich sollte 13:41:30 Uhr als 4. ins Rennen gehen.

Ich konnte den heutigen Tag sehr ruhig angehen und wartete in unserer Herberge bis endlich auch meine Zeit gekommen war, um in den Zeitfahranzug zu schlüpfen und mich warm zu fahren. Das Renngeschehen war seit 09:00 Uhr im Gange und von Stunde zu Stunde legte die Sonne noch eine Kohle zu. Mit 27 °C und aufkommenden Gegenwind fuhr ich zum Start. Mein Rad wurde vermessen und ich reihte mich in die Starterschlange ein. Doch auf einmal gab es vor mir einen gewaltigen Knall. Das Hinderrad meines Vordermanns gab schlagartig Luft ab und die Anspannungen stiegen in mir hoch. Habe ich alles im Griff und was ist, wenn ich auch vom Pech verfolgt bin? Die Sache mit meiner gebrochenen Gabel in Parchim war noch nicht vergessen. Noch 4 Minuten bis zum Start. Doch wo sind die 3 Fahrer, die vor mir das Rennen zu bestreiten hatten? Keiner war zu finden, auch nicht nach einer persönlichen Einladung des Veranstalters. Mit 5 Minuten Abstand zum letzten Starter der vorherigen Altersklasse war ich somit der erste meiner AK. Meine ganze Planung war mit einem Mal über den Haufen geworfen. Ich allein auf der Straße und die Zeit mit all den anderen Fahrern im Nacken. Kann ich mich so motivieren um dennoch meinen Tritt zu finden? Mit den mir gesetzten Zeitvorgaben bei 5 km, 10 km, 15 km und bei 2 km vor dem Ziel wollte ich mich unter Kontrolle bringen.

ttwm08-1.jpgMit über 50 km/h begann ich den ersten Kilometer abzurollen. Doch das Tempo war zu hoch und ich musste mir eingestehen, dass ich nach 5 km bereits fast 1 Minute hinter der Sollzeit eines Gewinners war. Die Strecke bis zum Wendepunkt führte noch über eine Schippe Sand, die sich als Berg mausern wollte. Ach ja, da war ja auch noch der Wind. Wie konnte ich diesen lustigen Gesellen vergessen! Immer schön mitten ins Gesicht! Ich hatte das Gefühl mit angezogener Bremse zu fahren. Zur Wende lag ich zur Idealzeit von 12:00.0 Minuten bereits ganze 2 min hinterher. Ich war entsetzt und mehr als wütend. Diese Zwischenzeit war schlechter als im letzten Jahr und da war ich tags zuvor noch ein Weltpokal-Rennen gefahren.

Einen Kilometer nach der Wende erblickte ich meinen Verfolger. Für mich war klar, dieser Sportler bekommt mich nicht. Ich werde zuerst das Ziel erreichen. In der bevorstehenden Abfahrt sammelte ich alle meine Kräfte und drückte gewaltig auf die Tube. Der Wind, jetzt von hinten, wollte auch seine Sache dazu beitragen. Ich erreichte die 15 km-Marke und sah, dass ich Zeit gut gemacht hatte. Noch 5 km und ich allein mit mir auf der Strecke. Wie gern hätte ich mich an einen vor mir gestarteten Fahrer herangesaugt und mich beim Vorbeifahren über meine gute Form gefreut. Doch heute war alles anders. Ich war der Hase und alle waren hinter mir her. LUMA, sagte ich, was ist in dieser Situation zu tun? Ganz einfach! Fahre als wolle dich gerade ein Fahrer überspurten und drücke dabei aufs Pedal um diesen Moment so lange wie es geht herauszuzögern.

Mit dieser Taktik erreichte ich die 18 km-Marke. Jetzt waren es nur noch 2 km bis ins Ziel und ich sammelte die allerletzten Reserven, um sie zugleich in den Vorwärtsantrieb umzusetzen. Noch ein leichter Hügel und eine lange Gerade, dann werde ich an meiner lieben Anke vorbeifahren. Anke, bewaffnet mit ihrer neuen Knipse, wird schon auf mich warten. Mit 55 km/h im Schlusssprint ist alles getan. Das Rennen ist Geschichte. Mit meiner Zeit liege ich 9 Sekunden hinter der von mir angestrebten 15. Platzierung.
Jetzt ist die Zeit vor dem Rennen und ich habe bis nächstes Jahr viel zu tun!

Auf Eines freue ich mich schon jetzt. Anke wird im nächsten Jahr beim Kampf um den Weltpokal mitmischen. Ich freue mich aber auch auf Neumi und alle anderen aus unseren Verein, die sich in St. Johann mit den Größen der Welt messen wollen.
Am Sonnabend ist noch die Straßen-WM. Meine Zielstellung ist mit dem Hauptfeld ins Ziel zu kommen.

LUMA

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